Gericht

Grazer Bierprozess angelaufen

Am Montag ist in Graz ein Prozess gegen 24 Angeklagte angelaufen: Sie sollen acht Jahre lang in der Puntigamer Brauerei Bier in Millionenwert gestohlen haben. Dabei entstand laut Ankläger für die Brauerei ein Schaden von 1,7 Mio. Euro.

Die Angeklagten waren beim Prozessauftakt am Montag ebenso wie die Anwälte im Schwurgerichtssaal auf je vier Sitzreihen verteilt, Namensschilder sorgten für guten Überblick. Der Richter überprüfte zügig die Personalien, und so konnte bereits nach 25 Minuten Vorarbeit mit dem Prozess gestartet werden. Neben gewerbsmäßigem Diebstahl im Rahmen einer kriminellen Vereinigung wird den Angeklagten teilweise Veruntreuung, Hehlerei und bandenmäßige Abgabenhinterziehung vorgeworfen.

Prozess rund um den Bierdiebstahl in der Grazer Puntigamer-Brauerei
APA/ERWIN SCHERIAU

Begonnen haben soll das Ganze laut Anklage schon im Jänner 2009, aufgeflogen war der jahrelange Getränkediebstahl aber erst im November 2017 durch anonyme Anzeigen, in denen drei Mitarbeitern unterstellt wurde, jahrelang Bier und alkoholfreie Getränke entwendet zu haben – daraufhin forschte die Brauerei mit Hilfe eines Detektivs und Kameras nach und entdeckte die großangelegten und weitverzweigten Machenschaften.

Zunächst 24, dann 23 Angeklagte

51 Verdächtige wurden ausgeforscht, 24 davon wurden schließlich angeklagt. Hauptbeteiligte waren zwei Kellermeister, Hallenverantwortliche und Mitarbeiter im Selbstbedienungsshop, über die die Waren aus dem Firmengelände gebracht und verkauft wurden – mehr dazu in Bier um 1,7 Mio. Euro gestohlen: Anklage (13.1.2021).

Neben dem Wert des gestohlenen Biers geht es vor Gericht auch um Abgabenhinterziehung, denn es soll dem Staat Biersteuer in der Höhe von rund 240.000 Euro entgangen sein. Dieses Verfahren wurde am Montag aber ausgeschieden – es wird getrennt verhandelt; dadurch sind nun nur noch 23 Personen angeklagt.

Einwandfreies Bier als Bruchware ausgewiesen

Die Diebstähle liefen über die „Bruchware“, die vom Kellermeister überprüft und bestätigt werden musste. Die Beschuldigten sollen auf die Idee gekommen sein, jede Menge einwandfreies Bier als Bruchware auszuweisen. Da es bald schon nicht mehr um ein paar Kisten, sondern um ganze Paletten ging, war die Zusammenarbeit von mehreren Person nötig: Staplerfahrer, Kellermeister, Hallenverantwortliche und SB-Shop-Mitarbeiter mussten mitmachen, damit die Ware außer Haus und verkauft werden konnte, führte der Staatsanwalt aus.

Bierprozess in Graz

Am Montag ist in Graz ein Prozess gegen 24 Angeklagte angelaufen: Sie sollen acht Jahre lang in der Puntigamer Brauerei Bier in Millionenwert gestohlen haben. Dabei entstand laut Ankläger für die Brauerei ein Schaden von 1,7 Mio. Euro.

„Im Tatzeitraum kam es zu enormen Bruchzahlen“, meinte der Ankläger. Nachdem zunächst nur ein paar Mitarbeiter beteiligt waren, wollten mit der Zeit immer mehr mitmachen – immerhin soll sich ein Großteil der Angeklagten damit über einen längeren Zeitraum ein monatliches Zusatzeinkommen von mehr als 400 Euro verschafft haben.

Haupttäter „musste wegschauen“

Den Angeklagten – sie sind allesamt österreichische Staatsangehörige im Alter von 39 bis 64 Jahren – wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, die fortlaufenden Diebstähle teils als kriminelle Vereinigung, und das eben gewerbsmäßig begangen zu haben, wobei sie sich in den Einvernahmen gegenseitig belastet haben sollen. Einer der Haupttäter, der als „Organisationsdrehscheibe“ tätig war und laut Ankläger „wegschauen musste“, soll auch rund 50.000 Euro veruntreut haben. Er war als Einziger von Anfang an geständig.

„Der einzige Milderungsgrund ist ein Geständnis“

Der Richter ermahnte ausdrücklich alle Beschuldigten, sich die Sache mit dem Geständnis noch zu überlegen: „Hier gibt’s nicht ‚Lustig samma, Puntigamer‘, der einzige Milderungsgrund ist ein Geständnis. Und das gilt nur, bis der erste sein Flaschl öffnet und geständig ist, dann nicht mehr.“

Einige der Angeklagten werden sich laut ihren Verteidigern teilweise schuldig bekennen, andere eher nicht. „Es war jahrzehntelang gängige Praxis, Bruchware mit nach Hause zu nehmen“, meinte eine Anwältin, und viel mehr wollen einige der Beschuldigten auch nicht gemacht haben. „Die angegebenen Mengen stimmen überhaupt nicht, nach dem Verfahren wird die Anklage hoffentlich zu Bruch gehen“, sagte ein Verteidiger.

Der Prozess wird am Dienstag Uhr mit der Befragung der Angeklagten fortgesetzt. Den vier Hauptangeklagten droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren, ein Urteil wird Ende Mai erwartet.