Mitarbeiter eines Heizöllieferanten bereitet die Betankung eines Mehrfamilienhauses vor
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
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Ukraine-Krieg

Keine Engpässe bei Öl-Embargo befürchtet

Steirische Experten sehen einem möglichen EU-Embargo auf russisches Öl gelassener entgegen als einem Embargo auf Gas. Öl-Engpässe seien dadurch nicht zu befürchten, sagen sie.

Der Vorschlag für das nächste Sanktionspaket der EU gegenüber Russland dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen: Laut EU-Kommission soll er schon am Mittwoch vorliegen, und dabei soll auch der Ausstieg aus russischem Öl ein Thema sein – mehr dazu in EU-Vorschlag zu russischem Öl-Embargo erwartet (news.ORF.at). Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte bereits am Montag bekanntgegeben, dass Österreich einen Importstopp für russisches Öl mittragen werde – mehr dazu in Gewessler: Österreich bereit, Ölembargo mitzutragen (news.ORF.at).

Öl-Embargo „leichter zu ertragen“

Jedes Embargo habe zwar Folgen, meinte die Umweltministerin, aber Österreich sei vorbereitet und habe seit März kein russisches Öl mehr verarbeitet. Laut Statistik Austria kamen auch im Vorjahr nur 7,8 Prozent der österreichischen Öleinfuhren aus Russland; Hauptzulieferer waren und sind Kasachstan, Libyen und der Irak.

Für Österreich seien die Folgen eines Embargos auf russisches Öl daher leichter zu tragen als eines auf Gas, meint Franz Prettenthaler, Direktor des Instituts für Klima, Energie und Gesellschaft in der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research; er nennt in Bezug auf die steirische Industrie ein Beispiel: „Die Energieversorgung der steirischen Industrie hängt nur zu einem Prozent am Öl, während Gas da der intensivste Energieträger ist, der genutzt wird“ – mehr dazu auch in Steirische Industrie von Gas stark abhängig (27.4.2022).

Lager sind gut gefüllt

Die Endkunden würden ein Öl-Embargo vor allem an den Zapfsäulen zu spüren bekommen – mehr dazu in Warnung vor Teuerungen bei Ölembargo (news.ORF.at) –, wobei Prettenthaler einschränkt: „Es ist der Ölpreis jetzt schon wieder rückläufig, es sollte grundsätzlich möglich sein, auf den internationalen Märkten Öl ausreichend einkaufen zu können.“ Akute Engpässe seien daher nicht zu befürchten, meint Prettenthaler, die Lager seien gut gefüllt – an mehr als 40 Standorten in Österreich gebe es Pflichtnotstandsreserven.

Das sieht auch der Experte für Öl und Gas an der Montanuniversität Leoben, Herbert Hofstätter, so: „Erdöl lässt sich relativ rasch ersetzen durch andere Lieferanten. Durch die existierende Pipeline aus Triest haben wir durchaus die Möglichkeit, uns zu versorgen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht aufgefordert sind, permanent darüber nachzudenken, wo wir einsparen können.“

Sparpotenzial durch Tempolimits und autofreie Tage

Auch dafür gibt es aktuell gleich mehrere Vorschläge: Nachdem mehr als 80 Prozent des Erdöls im Straßenverkehr verbrannt werden, fordert der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) als einfachste und schnellste Maßnahme etwa Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Freilandstraßen. Die Internationale Energieagentur schlägt einen autofreier Sonntag in Städten vor, um Treibstoff zu sparen.