Chronik

Wolf im Norden von Graz gesichtet

Die Wolfssichtungen in der Steiermark häufen sich – nun dürfte auch im Gemeindegebiet von Eisbach-Rein im Norden von Graz ein Wolf unterwegs gewesen sein. Das Tier wurde von einer Wildkamera aufgenommen.

Ein Jäger im Gemeindegebiet von Eisbach-Rein entdeckte das Foto von dem Tier eher zufällig beim Auslesen der Speicherkarte seiner Wildkamera und übermittelte es sofort an den Wolfsexperten Aldin Selimovic vom Forschungsinstitut für Wildtiere in Wien. Dieser kam zu dem Schluss, dass die Fotos mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wolf zeigen; auch zeigte sich, dass der gesundheitliche Zustand des gesichteten Tieres „nicht optimal“ sein dürfte und der Wolf von der Räude oder einer ähnlichen Erkrankung befallen sein könnte.

Auf der Suche nach DNA-Spuren

„Hundertprozentige Sicherheit kann nur ein DNA-Abgleich bringen“, heißt es bei der steirischen Jägerschaft – die zuständigen Jägerinnen und Jäger im Bezirk werden daher nun in die Gewinnung möglicher DNA-Spuren – wie etwa Haare und Risse – einbezogen. Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau schildert das entsprechende weitere Vorgehen so: „In enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden wird die Situation beobachtet, um festzustellen, ob es sich um ein durchziehendes Einzeltier handelt oder ob es sich länger im Gebiet aufhält. Anhand von DNA-Spuren kann vielleicht auch eine Identifizierung gelingen“ – ebenso kann dann festgestellt werden, ob es sich um ein männliches oder ein weibliches Tier handelt.

Der gesichtete Wolf
Steirische Landesjägerschaft

Dem Wolf selbst auf die Spur zu gehen ist laut Jägerschaft aber generell schwierig, da ein Wolf binnen nur einer Nacht bis zu 50 Kilometer zurücklegen könne. Oft handle es sich um einzelne Jungtiere, die aus dem Rudel verbannt wurden und dann auf Wanderschaft gehen, heißt es.

Landwirte und Jäger wurden informiert

Mögliche Schäden durch den zuletzt gesichteten Wolf sind bisher nicht bekannt, diese würden sich aber oft erst bis zu drei Tage später zeigen, so die Jägerschaft – die Landwirte und Jäger in der Umgebung wurden daher über die Wolfssichtung informiert und um erhöhte Aufmerksamkeit ersucht. Für die Landwirte ist diese Information besonders wichtig, um ihre Weidetiere beobachten und gegebenenfalls schützen zu können.

Begegnung „höchst unwahrscheinlich“

Das Besondere an der jüngsten Sichtung ist, dass es in dieser Gegend bisher keine Hinweise auf Wölfe gab – das zeigt auch die Verbreitungskarte des Österreichzentrums. Umso wichtiger sei es, dass die Jägerschaft auch weiterhin zum Monitoring beitrage. Dass man einen Wolf direkt zu Gesicht bekommt, vor allem im Stadtgebiet, sei generell aber „höchst unwahrscheinlich“, ist man bei der steirischen Jägerschaft überzeugt.

Selbst im Falle einer Begegnung gehe generell keine Gefahr vom Wolf aus, „aber Spaziergänger, die mit ihren Hunden unterwegs sind, die vielleicht freilaufend sind, könnten hier mit dem Wolf durchaus Probleme bekommen.“

Wolfspopulation wird größer

Generell sei die Wolfspopulation in den Nachbarländern wie Italien, Slowenien, Tschechien und Deutschland im Steigen, heißt es. Es sei auch nicht auszuschließen, dass sich die Wölfe „bei uns“ wieder ansiedeln, meint Mayr-Melnhof-Saurau: „Wenn wir vor fünf Jahren von 14 nachgewiesenen Wölfen in Österreich sprechen, haben wir im Jahr 2021 56 Wölfe gezählt in Österreich. Wenn es hier zu einem Treffen kommt von Männchen und Weibchen, kann es hier durchaus zu einer Rudelbildung kommen – noch haben wir keine Nachweise dafür bekommen.“

Erst Ende April wurde zum zweiten Mal binnen einer Woche in der Steiermark ein Wolf gesichtet – zuletzt im Raum Neumarkt im Bezirk Murau, wo das Tier auch ein Wild riss. Vertreter der Landwirtschaftskammer fordern seinen Abschuss – mehr dazu in Neuerliche Wolfssichtung verunsichert Bauern (26.4.2022).