Greenpeace Fleisch Labor
Mitja Kobal
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Umwelt

Greenpeace: Jedes dritte Fleisch keimbelastet

Ein von Greenpeace in Auftrag gegebener Labortest in Graz hat ergeben, dass jedes dritte Stück Fleisch aus Supermärkten in Österreich mit antibiotikaresistenten Keimen belastet ist – darunter auch Fleisch mit Gütesiegel.

Greenpeace ließ 24 abgepackte Fleischwaren von Schwein, Huhn und Pute aus heimischen Supermärkten vom Lebensmittellabor der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Graz auf multiresistente Keime testen und veröffentlichte Donnerstagfrüh die Ergebnisse.

Auch Fleisch mit Gütesiegel betroffen

Demnach wurden in neun der 24 Fleischwaren – also jedenfalls bei jedem dritten Stück Fleisch – Erreger nachgewiesen, die antibiotikaresistent sind, sagt Sebastian Theissing-Matei, Lebensmittelexperte der Umweltschutzorganisation: „Wir haben verschiedene Fleischsorten getestet: Beim Schwein waren vier von 14 Proben belastet, beim Huhn war es eine von sechs Proben, bei der Pute hingegen waren es vier von vier Proben, wo wir antibiotikaresistente Keime gefunden haben.“

Greenpeace Fleisch Labor
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Der Test zeigte aber auch, dass das AMA-Gütesiegel kein Garant gegen multiresistente Keime im Fleisch ist: Von 16 Produkten mit dem AMA-Gütesiegel waren sechs belastet.

Keimbelastung auch „Gefahr für Menschen“

Mit dem Fleisch kommen diese Erreger schließlich bis in die Küchen. Das sei ein Problem, auch für den Menschen, denn „diese Keime können auch uns Menschen gefährlich werden, weil wenn eine Infektion mit einem solchen Keim ausbricht, wird im schlimmsten Fall Antibiotika nicht mehr wirken und Antibiotika sind bekanntlich lebensrettende Medikamente, die wir brauchen“.

Massentierhaltung als Grundproblem

Hinter der hohen Belastung des Fleisches vermutet Greenpeace den starken Antibiotika-Einsatz in der Massentierhaltung: „Es ist eigentlich bei allen Tieren immer sehr eng, die Böden sind unnatürlich, die Jungtiere werden viel zu früh von ihren Müttern getrennt und zum Beispiel auf Festfutter umgestellt, und all das führt in Summe dazu, dass die Tiere einfach regelmäßig krank werden und dann auch regelmäßig Medikamente brauchen.“

Mit Abstand am meisten Antibiotika werden laut Greenpeace bei Schweinen eingesetzt: 73,4 Prozent aller in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung eingesetzten Antibiotika landen in ihren Trögen. Biobetriebe würden demgegenüber so gut wie gar keine Antibiotika benötigen.

Mindeststandards und Kennzeichnung gefordert

Greenpeace fordert deshalb, dass die Haltungsbedingungen geändert werden und dass auch bei Fleisch – ähnlich wie bei Eiern – auf der Packung klar erkennbar sein soll, wie das Tier gehalten worden ist. „Niemand möchte Fleisch von gequälten Tieren mit hohem Antibiotika-Einsatz auf dem eigenen Teller. Mit einer klipp und klaren Haltungskennzeichnung direkt am Produkt könnten sich Konsumentinnen und Konsumenten endlich erstmals bewusst entscheiden, welche Art von Tierhaltung sie unterstützen möchten. Diese Kennzeichnung muss jetzt endlich auch in Österreich umgesetzt werden“, fordert Theissing-Matei.

Erst am Mittwoch beschloss die Regierung ein neues Gesetzespaket, das strengere Regeln für den Tierschutz vorsieht. So sollen in Zukunft das „sinnlose“ Töten von Kücken verboten, Tiertransporte eingeschränkt und Exporte stärker reguliert werden, bleiben soll aber etwa der Vollspaltenboden bei Schweinen – mehr dazu in „Sinnloses“ Töten von Kücken verboten (news.ORF.at).