In Straß gab es nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein großes Quarantäne-Lager für tausende Flüchtlinge aus Südosteuropa. Der Grazer Historiker Michael Klug hat diese weithin unerforschte Geschichte des Schlosses nun aufgearbeitet.
Lange Geschichte der Krankenversorgung
Heute ist im Schloss Straß eine Bundesheer-Kaserne untergebracht – Ende 1945 war es das größte Flüchtlings-Quarantänelager im Süden Österreichs. Tausende Menschen waren nach Kriegsende auf der Flucht nach Österreich – vor allem aus deutschsprachigen Gebieten Südosteuropas.
Die britische Besatzungsmacht fürchtete, die Flüchtlinge könnten schwere Infektionskrankheiten einschleppen, erzählt Klug: „Sie waren völlig unterernährt, flüchteten zu unwirtlichen Bedingungen in der Nacht und waren oft übersät mit Läusen und Krankheiten.“
Gebäude teilweise noch wie damals erhalten
Die Flüchtlinge mussten daher zuerst in Quarantäne nach Straß. Einige Gebäudeteile sind noch heute im Zustand wie damals, und die Station für Infizierte ist auch heute noch die Krankenstation des Bundesheers.
Zu Spitzenzeiten waren früher in Straß 1.300 Menschen in Quarantäne: „Hier haben sie die notwendigen Impfungen bekommen, Verpflegung und Versorgung. Danach wurden sie in andere Flüchtlingslager gebracht.“
Geschichte von Schloss Straß in einem Buch
Die Geschichte von Straß hat der Historiker nun als Buch herausgebracht. „Wir in der Bevölkerung waren immer der Meinung, dass es ein Lazarett war, das es auch gegeben hat – aber als das aufgelöst wurde, ist das Quarantänelager entstanden. Von dem wissen die Leute in der Bevölkerung eigentlich gar nichts“, sagt der Straßer Bürgermeister Reinhold Höflechner (ÖVP).
Als die Flüchtlingswellen abebbten, wurde das Quarantänelager 1951 aufgelöst – für mehr als 17.000 Menschen war es nach Kriegsende die erste Etappe in ein neues Leben.