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Grazer Oper eröffnet Saison mit „War Requiem“

Mit der neuen Saison sollte ab Herbst in der Grazer Oper wieder Normalbetrieb einkehren – verschobene Premieren etwa von „Madama Butterfly“ sollten in Nora Schmids letzter Saison endlich Premiere feiern. Eröffnet wird mit Benjamin Brittens „War Requiem“.

„Wir haben zahlreiche Geschichten ausgewählt, die zum Nachdenken über sich selbst anregen sollen“, kündigte Intendantin Nora Schmid am Freitag bei der Programmpräsentation ihrer letzten Saison an der Grazer Oper an. Am Beginn steht eine szenische Aufführung von Benjamin Brittens „War Requiem“, für die die Oper „in einen Ort jenseits des Gewohnten“ verwandelt werden soll – inszenieren wird Lorenzo Fioroni, der bereits Martinus „Griechische Passion“ erfolgreich auf die Bühne brachte.

Verschobenes kommt endlich auf die Bühne

Es folgen Puccinis „Madama Butterfly“ und Smetanas „Verkaufte Braut“, beides Aufführungen, die den diversen Lockdowns zum Opfer gefallen waren – die tschechische Liebesgeschichte werde zur Gänze mit Sängerinnen und Sängern aus dem Ensemble besetzt, vermerkte Schmid. Von Nino Rotas „Der Florentiner Hut“ wurde in Graz während des Lockdowns zwar eine CD angefertigt, die Aufführung selbst wird nun ab Mai 2023 zu sehen sein.

Österreich-Premiere für Weills „Ein Hauch von Venus“

Noch nie in Österreich wurde Kurt Weills „Ein Hauch von Venus“ („One Touch of Venus“) gezeigt, obwohl Songs wie „Speak Low“ oder „I’m a Stranger Here Myself“ Weltruhm erlangten und das Stück am Broadway ein großer Erfolg war. Mit Jacques Offenbachs „Die Großherzogin von Gerolstein“ startet das neue Jahr: In der Operette wirbelt die Muse des Komponisten, Hortense Schneider, ein ganzes Soldatenheer auf.

Große Emotionen – große Melancholie

Weniger munter wird es bei Janáceks „Katja Kabanova“ zugehen, einer Oper über den tragischen Versuch einer Frau, aus den Zwängen ihrer Ehe und der Gesellschaft auszubrechen. Dirigieren wird Musikchef Roland Kluttig, der die Musik als „ungeheuer emotional und ungemein authentisch“ bezeichnete. Ein Wunsch von Kluttig war es, „Szenen aus Goethes Faust“ von Robert Schumann zu verwirklichen. Weiters gibt es ein Projekt mit dem Stummfilm „Die Stadt ohne Juden“ (1924) mit der Musik von Olga Neuwirth, Texte aus dem gleichnamigen Roman von Hugo Bettauer liest Cornelius Obonya.

Bei den Tanzprojekten geht es „nicht nur um großes Ballett, auch um große Gefühle und große Melancholie“, meinte Ballettchefin Beate Vollack zu ihren Vorhaben der kommenden Saison. „Zum Sterben zu schön“ nennt sich gleich das erste Werk, das Musik von Schubert, Chopin, Schumann und anderen verbindet. Auf der großen Bühne wird „Carmen“ sich den gesellschaftlichen Normen widersetzen – und zwar nicht nur zur Musik von Bizet, sondern auch zu „klanglichen Überraschungen“, betonte Vollack. „Der Tod und das Mädchen“ verbindet Musik von Schubert mit Neukompositionen von David Philip Hefti.

„Frau Holle“ für Kinder und Jugendliche

Das Neujahrskonzert der Grazer Philharmoniker unter der Leitung von Kluttig widmet sich mit der Musik von Maurice Ravel, Jacques Offenbach, Henry Purcell und anderen musikalisch den vier Elementen. Für Kinder und Jugendliche gibt es das Familienmusical „Frau Holle“ von Sebastian Brand und Florian Stanek.

Nora Schmid wird 2023 an die Spitze der Dresdener Semperoper wechseln. Ihr Nachfolger ab der Saison 2023/2024 wird der Deutsche Ulrich Lenz – mehr dazu in Ulrich Lenz übernimmt Oper Graz (25.11.2021).