Susanne Scholl
ORF
ORF
Sonntagsgespräch

Susanne Scholl: Appell gegen das Vergessen

Die langjährige ORF-Moskau-Korrespondentin Susanne Scholl setzt sich als Sprecherin der Plattform „Omas gegen Rechts“ gegen Rassismus und Hetze ein. Im Sonntagsgespräch des ORF Steiermark spricht sie auch über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die heute 72 Jahre alte Susanne Scholl lebt ihre Prinzipien, geprägt auch von ihrer Familiengeschichte und ihren Erlebnissen als langjährige ORF-Korrespondentin. Scholl stammt aus einer jüdischen Familie, ihre Großeltern wurden von den Nazis ermordet.

„Es darf sich nicht wiederholen“

Anlässlich des 8. Mai und dem damit verbundenen Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs, appelliert Scholl, die Erinnerungen wach zu halten, damit sich der Horrer dieses Krieges nie mehr wiederholen möge: „Wir sehen ja jetzt gerade, in ganz Europa und der ganzen Welt, einen massiven Rechtsruck. Wir haben Mitten in Europa einen Krieg. Wir haben viele Gruppierung, die versuchen die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs mit Digen zu vergleichen, mit denen man sie nicht vergleichen kann. Wir haben eine Tendenz, diese Gräuel wegzuschieben. Und daher ist es absolut notwendig, immer wieder daran zu erinnern, was da passiert ist.“

Mitbegründerin von „Omas gegen Rechts“

Zu Gast im Sonntagsgespräch erzählt Susanne Scholl im Gespräch mit ORF Steiermark-Chefredakteur Wolfgang Schaller auch von der Initiative „Omas gegen Rechts“, zu deren Mitbegründerinnen sie zählt. Bilder von Anti-Corona-Demonstrationen und die Intention der Teilnehmer kann sie nicht nachvollziehen: „Das sind Leute, die noch nie in einem autoritären Land gelebt haben und die nicht wissen, was es heißt, verfolgt zu werden. Hierzulande können sie jedes Wochenende in Wien die Stadt blockieren und es passiert ihnen nichts. In Russland reicht es, mit einem leeren Blatt Papier auf der Straße zu stehen um verhaftet zu werden und viele Jahr hinter Gittern zu verbringen.“

Susanne Scholl

Susanne Scholl im ORF Steiermark-Sonntagsgespräch mit Chefredakteur Wolfgang Schaller

Kritik an Nehammer-Besuch bei Putin

Als ORF-Korrespondentin in Moskau wurde sie selbst vorübergehend verhaftet, während der Berichterstattung aus Tschetschenien. Den Aufstieg Wladimir Putins habe sie immer kritisch gesehen, erzählt sie: „Das erste, was er getan hat, als er Präsident wurde, war, den einzigen kritischen Fernsehsender des Landes mundtot zu machen. Das hat schon gezeigt, wo es hingehen soll. Und er hat auch gesagt, dass der Zerfall der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts war. Das waren Hinweise darauf, in welche Richtung er Russland verschieben möchte.“

Den Busuch von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei Russlands Präsident Wladimir Putin, Mitte April, sieht Scholl kritisch. „Ich finde auch die Reise des Bundeskanzler zu Putin sehr problematisch, weil ganz klar ist, dass er sich zwar an die Linie der EU gehalten hat, aber ich bin mir sicher, dass er nebenbei gefragt hat, ob wir weiterhin russisches Gas bekommen und das ist unsolidarisch sowohl der EU als auch der Ukraine gegenüber.“