Wirtschaft

Grazer Filmproduktionsfirma ist insolvent

Die Film- und Videoproduktionsfirma pre tv mit Hauptzsitz in Graz und einer Niederlassung in Wien ist insolvent. Das teilten der Alpenländische Kreditorenverband und der Kreditzschutzverband am Montag mit.

Das Unternehmen stellte laut AKV und KSV1870 beim Landesgericht für Zivilrechtsachen Graz einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung. Das in dieser Rechtsform seit 2008 bestehende Unternehmen übernahm im Jahr 2012 das Vermögen der Media Süd-Ost Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft mb.H. Nfg. & Co. KG und im Jahr 2013 jenes der Gesellschaft für Video – Produktion m.b.h. Nfg. & Co KG.

Mit 1,6 Millionen Euro überschuldet

Pre tv ist hauptsächlich darauf ausgerichtet, Arbeitskräfte zu überlassen und Kamerateams an nationale und internationale Sender zu vermieten. Von der Insolvenz sind 22 Dienstnehmer und 25 Gläubiger betroffen. Im Unternehmen sind aktuell neben den 22 Dienstnehmern auch 14 freie Mitarbeiter beschäftigt. Die Überschuldung beträgt laut dem Alpenländischen Kreditorenverband 1,6 Millionen Euro.
Die Verbindlichkeiten betragen laut vorgelegtem Vermögensstatus rund 1,9 Millionen Euro, die Aktiva werden vom Unternehmen mit 287.000 Euro angegeben.

Zahlreiche internationale Partner

Ende der 1980er begann man zunehmend für den ORF Serienproduktionen herzustellen, in weiterer Folge auch Dokumentationen für den internationalen Fernsehmarkt, darüber hinaus verweist das Unternehmen laut AKV auch auf Wirtschaftsfilme für internationale Unternehmen. Anfang der 2000er Jahre begann man sich zunehmend in internationalen Co-Produktionen zu engagieren, seit dem Jahr 2012 wurden hier verstärkt Dokumentationen hergestellt, mit Fokus auf historische Dokumentationen, Naturfilme und Dokumentationen über Kunst und Kultur.

Internationale Partner waren neben dem ORF ua ARTE, ZDF, ARD, WDR, SWR BR etc. und auch France Television, CCTV, PBS oder BBC4. Parallel wurden Kooperationen mit Produktionsfirmen aus Deutschland, England, Italien und Frankreich eingegangen.

Nominierungen und Auszeichnungen

Im Zeitraum 2009 bis 2017 betrieb man zusätzlich im ORF-Zentrum Schnittplätze für die Postproduktionen von Langformaten, die im ORF als Eigenproduktionen hergestellt wurden, unter anderem „Am Schauplatz“, „Schauplatz Gericht“, „konkret“, „Bürgerforum“ sowie diverse Shows. Das Unternehmen wurde auch verschiedentlich prämiert und erhielt Nominierungen und Auszeichnungen bei verschiedenen nationalen und internationalen Filmfestspielen.

Insolvenzursache

Zu den Insolvenzursachen verweist das Unternehmen unter anderem auf den deutlichen Rückgang im Bereich Personalvermittlung, Teamvermietung und Schnittplatzvermietung in den vergangenen Jahren. Zur Verbesserung der erwirtschafteten Deckungsbeiträge legte man den Fokus zusehends auf internationale Produktionen bzw. Co-Produktionen.

Diese bringen jedoch eine deutlich längere Durchlaufzeit mit sich, sodass eine entsprechende Finanzierung erforderlich war. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2020 ein Einmalkredit aufgenommen. Die Akquise von Kunden erfolgt hier vornehmlich über internationale Messen, welche im Zuge der CoV-Pandemie ausgesetzt wurden, andererseits kam es zu einer erheblichen Verteuerung der Produktionskosten, sodass die strategische Neuausrichtung des Unternehmens erheblich negativ beeinflusst wurde.

Fortführung angestrebt

Das Unternehmen sieht sich laut AKV daher nicht mehr in der Lage Liquiditätsspitzen abdecken und die ab Ende 2022 fälligen Rückzahlungen auf den Einmalkredit tätigen zu können, sodass nach eigenen Angaben der Eintritt der Zahlungsunfähigkeit unmittelbar bevorstehe.

Angestrebt wird die Fortführung des Unternehmens, wobei im Hinblick auf den erstellten Finanzplan und den beabsichtigten Sanierungsplan darauf verwiesen wird, dass dies aus dem Unternehmensfortbetrieb alleine nicht finanzierbar sein wird. Man erachtet daher die Umsetzung folgender Alternativen als erforderlich: Die Beteiligung eines Neuinvestors, den Verkauf eines Teilbetriebes oder die Versilberung von Produktionen. Weiters geht das Unternehmen laut AKV davon aus, dass Kapazitätsanpassungen notwendig seien.