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Chronik

Depressionen bei Schülern verdoppelt

Immer mehr Schülerinnen und Schüler spüren die Auswirkungen der CoV-Pandemie: Laut Schulpsychologen leiden viele verstärkt an Suchtproblemen und Depressionen – die Bildungsdirektion Steiermark spricht von einer Verdoppelung der Fälle.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in der Steiermark mit Depressionen oder auch mit Suchtproblemen zu kämpfen haben, schnellte zuletzt in die Höhe. Die Schulpsychologen führen das zwar hauptsächlich auf die CoV-Pandemie zurück, aber auch durch den Ukraine-Krieg steigen die Sorgen und die Ängste bei den jungen Menschen.

Drogen gehören schon fast zur Jugendkultur

Keine Tagesstruktur, kaum soziale Kontakte, Isolation, Depression – die CoV-Pandemie hat viel gemacht mit den Schülerinnen und Schülern, sagt Josef Zollneritsch, Leiter des rund 30-köpfigen Schulpsychologie-Teams in der Bildungsdirektion Steiermark: „Alleine was die Depressionen betrifft, sind wir vor der Pandemie von einem Prozentsatz von zehn bis 20 Prozent bei den Zwölf- bis 18-Jährigen ausgegangen, und wir gehen jetzt davon aus, dass sich diese Quote verdoppelt hat“.

Zur Depression kommen aber auch verstärkt Suchtprobleme: „Wir sehen natürlich auch in diesem Bereich Steigerungen, haben aber keine Zahlen dazu. Natürlich ist es so, dass viele Jugendliche gar nichts mehr dabei finden, bestimmte Substanzen einzunehmen, für viele gehört das fast schon zur Jugendkultur dazu. Da hineinzukommen geht natürlich nur, wenn wir die Jugendlichen anwesend, also wieder in Präsenz zu haben“, so Zollneritsch. Hinschauen, nicht wegschauen, sei jetzt wichtig.

Virtuelle Welt und erschütterte Grundwerte

Immer mehr Kinder und Jugendliche würden sich durch die Pandemie auch mit ihrem Handy in eine virtuelle Welt flüchten: „Da würde ich überhaupt noch weiter gehen und sagen, dass die virtuelle Welt für viele Jugendliche die erste Welt ist, das Handy wird als Menschenrecht gesehen, wie ich mir sagen habe lassen“, sagt Zollneritsch. Neben der Pandemie hätte schließlich jetzt auch der Ukraine-Krieg bei vielen Schülern Ängste ausgelöst: Bei vielen seien die Grundwerte eines gewaltfreien Zusammenlebens erschüttert worden, so der Leiter der Schulpsychologie in der Bildungsdirektion Steiermark.

Die steirischen NEOS wiederholten am Montag ihre Forderung, an jeder Schule eine Psychologin oder einen Psychologen zu installieren. Die dafür nötigen Finanzmittel sollen laut NEOS unter anderem durch eine Reduzierung der Parteienförderung aufgebracht werden. Man müsse jetzt handeln und Hilfe anbieten, sagte Niko Swatek, Bildungssprecher und Klubobmann der NEOS Steiermark im Landtag. „Die Herausforderungen, vor denen die steirischen Schülerinnen und Schüler mit Depression oder Suchtproblemen stehen, dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, forderte Swatek die Politik zum Handeln auf. Alleine in Graz stehen laut NEOS nur neun Vollzeit-PsychologInnen für rund 600 Schulklassen zur Verfügung. „Durch Prävention können aufkommende Probleme schon früh abgefangen werden“, gab Niko Swatek weiter zu bedenken.