Coronavirus in Computerdarstellung
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Coronavirus

CoV beschleunigt neurologische Erkrankungen

Die gesundheitlichen Folgen einer CoV-Infektionen werden diee Woche bei einer Fachtagung in Graz diskutiert. Der Grazer Neurologe Christian Enzinger sagte im Vorfeld, dass das Virus auch als Brandbeschleuniger für krankmachende Prozesse wirke.

Ein Jahr nach überstandener CoV-Infektion klagen zwei Drittel der Patienten über Nervensystem-Erkrankungen, berichteten Mediziner am Montag. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie die Coronaviren das Nervensystem schädigen können, so Enzinger, der an der Universitätsklinik für Neurologie der Med-Uni Graz arbeitet.

Schlafstörungen, Vergesslichkeit und Halluzinationen

Teils infizieren die Viren direkt das zentrale Nervensystem, verursachen Gefäßentzündungen, öffnen die Blut-Hirn-Schranke und führen zur Bildung kleiner Blutgerinnsel, die etwa Äderchen im Gehirn verstopfen, wie sein Kollege Raimund Helbok von der Medizinischen Universität Innsbruck herausgefunden habe; mögliche indirekte Auslöser wären systemische Infektionen, überschießende Reaktionen des Immunsystems und Sauerstoffmangel.

Die häufigsten neurologischen Symptome ein Jahr nach einer Coronavirus-Infektion sind Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Geruchs-, sowie Geschmacksstörungen, Vergesslichkeit und Kopfschmerzen; viele Patientinnen und Patienten klagen auch über Gliedmaßenschwäche und Schwindel, Halluzinationen, Tinnitus und Ohnmachtsanfälle traten ebenfalls auf.

Virus nicht als Auslöser, sondern als Verstärker

Nur bei zwölf Prozent der Patienten sind solche neurologischen Beschwerden aber vorher nicht aufgetreten oder bekannt gewesen, so Enzinger – sie wurden demnach meist durch Covid-19 verstärkt, aber nicht ursprünglich ausgelöst.

Die 19. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie findet von Mittwoch bis Freitag in Graz statt. „850 Neurologen werden die neuesten medizinischen Erkenntnisse diskutieren und wie man aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis überführen kann“, so Petra Schwingenschuh von der Universitätsklinik für Neurologie der Med-Uni Graz.