Karfreitag im Kalender
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Religion

Schützenhöfer: Karfreitag statt Ostermontag

In der Diskussion über den Karfreitag als Feiertag lässt Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) mit einem neuen Vorschlag aufhorchen: Der Karfreitag soll als Feiertag für alle gelten, dafür soll allerdings der Ostermontag „geopfert“ werden.

2019 hob die Bundesregierung die Bestimmung auf, wonach der Karfreitag als Feiertag für die Angehörigen der evangelischen Kirchen und der Altkatholischen Kirche gilt. Das führte in den letzten Jahren immer wieder zu heftigen Diskussionen – mehr dazu in Karfreitag: Schützenhöfer für neue Regelung (14.4.2022) .

„Feiertag für alle“

Bei der Landeshauptleutekonferenz in Bregenz will Schützenhöfer nun den Vorschlag einbringen, den Karfreitag als Feiertag für alle einzuführen – er hofft, dass dadurch wieder darüber geredet wird: „Der Karfreitag ist ja der höchste Feiertag für die Evangelischen, aber auch für uns Katholiken ein ganz wichtiger Tag. Daher meine ich, dass man den Karfreitag zum Feiertag für alle erklären sollte, und den Ostermontag, der ja nicht im Konkordat mit dem Vatikan verankert ist, dafür streichen könnte.“

Die Anzahl der freien Tage bliebe somit gleich. Allerdings würde damit ein verlängertes Wochenende wegfallen, der Karfreitag ist ohnehin bereits für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein verkürzter Arbeitstag.

Dass durch die Streichung des Ostermontags als Feiertag beispielsweise für die Schülerinnen und Schüler ein Ferientag wegfallen würde, sei für Schützenhöfer verschmerzbar, denn es gehe nicht um den Tourismus oder die Schulen – es gehe vielmehr um die Gesellschaft und wie sie mit ihren Kirchen umgeht.

„Soziale Gerechtigkeit“

Schützenhöfer ist sich im Klaren darüber, dass nicht alle über diesen Vorschlag begeistert sein werden, „aber wenn man von Gerechtigkeit spricht, wenn man von sozialer Gerechtigkeit spricht, sollte man darüber schon reden. Irgendwann hoffe ich doch, dass man hier zur Einsicht kommt und dass man nicht bei dieser Lösung, die Stückwerk ist, aber nicht wirklich eine Lösung der Feiertagsproblematik gebracht hat, dass man nicht bei dieser Lösung bleibt.“

Schützenhöfer hat bereits im Vorfeld der Landeshauptleutekonferenz am Freitag auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) informiert, dass er diesen Vorschlag einbringen werde.

Von „ausgewogen“ bis „völlig überflüssig“

Den Ostermontag gegen den Karfreitag „einzutauschen“, sei aus theologischer Sicht durch die hohe Bedeutung des Karfreitags für die gesamte Christenheit gerechtfertigt, sagte der evangelische Bischof Michael Chalupka in einer Aussendung, und dieser Meinung schloss sich auch der steirische Superintendent Wolfgang Rehner an.

Es freue ihn sehr, dass Schützenhöfer die Debatte neu eröffnet habe: „Auch seine Begründung ‚da ist Unrecht geschehen‘ ist eine Begründung, die den Evangelischen in der Steiermark sehr gut tut, weil sie merken, dass ihre Verletzung auch wahrgenommen und beachtet wird“, so Rehner rückblickend.

Unterstützung kommt auch von der katholischen Kirche. Der Karfreitag sei wichtiger als der Ostermontag, der Pfingstmontag oder der Stephanitag, die keine gebotenen Feiertage der Kirche seien, erklärt Bischof Wilhelm Krautwaschl – über staatliche Feiertage hätte aber freilich nicht die Kirche zu entscheiden.

Als „völlig überflüssig“ bezeichnen hingegen die steirischen Freiheitlichen die Diskussion: Sie zeige, dass Schützenhöfer in einem politischen Paralleluniversum lebe, so FPÖ-Chef Mario Kunasek; der Landeshauptmann agiere an den Sorgen der Menschen vorbei, so Kunasek mit Blick auf die enorme Teuerung.