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Soziales

Caritas: Verzicht als Ausweg aus den Krisen

Eine Krise folgt der nächsten, viele verlaufen parallel – und wir hätten verlernt, mit solch massiven Herausforderungen umzugehen, so der scheidende Caritas-Direktor Herbert Beiglböck am Freitag bei der Präsentation des Wirkungsberichts der Caritas Steiermark.

Mit Stolz und Wehmut sprach Herbert Beiglböck am Freitag zum letzten Mal über den Jahresbericht der Caritas Steiermark. Dieser Bericht zeigt Steigerungen in allen Bereichen: Noch mehr Menschen konnten unterstützt werden, noch mehr Mitarbeiter und Ehrenamtliche haben geholfen.

„Vielleicht verlernt, mit Krisen umzugehen“

Wieder ging ein Corona-Jahr vorüber, die Erdbebenhilfe in Kroatien war extrem fordernd und schließlich noch die Teuerungen – wir waren lange Zeit verwöhnt, ohne Krisen zu leben, so Beiglböck: „Wir haben uns auch daran gewöhnt, dass das selbstverständlich ist, und wir haben vielleicht verlernt, mit diesen Herausforderungen und Krisen zu leben, sie rechtzeitig anzuschauen und wie viel Dialog es braucht, damit man gerade in diesen Zeiten auch gut über die Runden kommt.“

Wirtschaftlich und personell gefordert

Nora Tödling-Musenbichler folgt Beiglböck ab Juli nach und wird einem dreiköpfigen Direktorium vorstehen. Die Caritas und ihre Mitarbeiter seien 2021 enorm gefordert gewesen, sagt sie: „Einerseits wirtschaftlich, weil wir nicht alle Nothilfen bekommen haben, weil wir in dieser Krise auch gewachsen sind. Und auf der anderen Seite personell: Gerade im Pflegebereich war das eine immense Herausforderung, dass Mitarbeiterinnen noch immer an der Grenze ihrer Belastbarkeit arbeiten.“

NGO Caritas zieht Bilanz

Die CoV-Politik der türkis-grünen Bundesregierung, der Krieg in der Ukraine, die massive Teuerungswelle: All das fordert die Caritas in der Steiermark derzeit besonders stark. Am Freitag hat die Caritas ihren Tätigkeitsbericht vorgelegt.

2021 nahm die Caritas der Diözese Graz-Seckau mehr als 103 Mio. Euro an Mitteln und Spenden ein. Der Großteil mit gut 73 Mio. Euro stammt aus Entgelten für Dienstleistungen, mehr als 17 Mio. Euro aus Subventionen und Zuschüssen der öffentlichen Hand oder kirchlichen Beiträgen und fast zwölf Mio. Euro rein aus Spenden und Kirchensammlungen. Der Rest kam unter anderem aus der Auflösung von Rücklagen. Das Geld floss zu großen Teilen in die Pflegewohnhäuser (42,4 Mio. Euro), in Beschäftigungsprojekte (10,6 Mio. Euro) oder auch die Kinder-, Jugend- und Familienarbeit (7,4 Mio. Euro). Stadt und Land hätten zwar mitgeholfen, den Haushalt auszugleichen, aber dieses Ziel sei nicht ganz gelungen – man muss das Jahr mit einem Verlust von 400.000 Euro abschließen.

Keine Entspannung in Sicht

Eine Entspannung ist auch im heurigen Jahr nicht absehbar – immer mehr Menschen kommen mit immer komplexeren Problemen. Aber die Caritas sei bereit für die kommenden Herausforderungen, sagt der scheidende Direktor: „Auf einem sehr hohen Niveau werden wir verzichten müssen. Es darf nur nicht passieren, dass die Schwächsten die Last zu tragen haben und jene, die stark sind und viel haben, davon unbelastet weitergehen können“, so Beiglböck.