180kV-Stromleitung
ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

Verbund-Rabatt für Strom: „Marktverzerrung“

Immer mehr Landesenergieversorger kritisieren die Strompreis-Rabatt-Pläne der Verbund AG – nun auch die Energie Steiermark, wo man von einer „absoluten Marktverzerrung“ spricht.

Österreichs größter Stromerzeuger hat angekündigt, seinen Bestandskundinnen und -kunden heuer als Teuerungsausgleich zwei Monatsrechnungen gutzuschreiben, im Fall von sozial schwachen KundInnen sogar vier Monatsrechnungen – mehr dazu in Verbund will 400 Mio. Euro extra ausschütten (news.ORF.at). Gleichzeitig werden aber die Strompreise im Verkauf an die Landesenergieversorger, die seit letztem Jahr um das Vierfache gestiegen sind, nicht gesenkt.

„Können wir nicht akzeptieren“

Die Energie Steiermark, die rund 40 Prozent ihres Stroms vom Verbund bezieht, übt nun scharfe Kritik an dieser Vorgangsweise: „Diese Vorgangsweise ist eine absolute Marktverzerrung, weil ein Konzern, der eine hohe Eigenerzeugung hat und der hohe Gewinne macht, diese Gewinne an seine eigenen Kunden weitergibt, und alle anderen im Markt sind natürlich nach wie vor verpflichtet, die hohen Marktpreise in ihrer Beschaffung zu bezahlen. Das ist eine einseitige Verzerrung des Marktes, die wir nicht akzeptieren können“, so Vorstandssprecher Christian Purrer.

Verbund kommt Bestands-Kunden entgegen

Um die Teuerungen abzufedern will die Verbund AG seine Bestands-Kunden unterstützen und bis zu vier Monatsrechnungen gut schreiben. Für die Landes-Energieversorger, die vom Verbund Strom zukaufen, soll der Preis aber gleich bleiben.

Senkung der Mehrwertsteuer: „Zu viel Gießkanne“

Vom Salzburger Landesenergieversorger kam der Vorschlag, die Mehrwertsteuer auf Strom zu senken, was einer 20-prozentigen Preissenkung für alle entspräche. Dieser Idee kann Purrer nicht viel abgewinnen: „Das ist nicht die Idee, die wir präferieren, das ist zu viel Gießkanne, da würden ja alle, auch die, die gut situiert sind, die über hohe Einkommen verfügen, einen Nachlass am Strompreis bekommen. Wir glauben, es geht wirklich darum, den schwächeren Schichten eine Unterstützung zukommen zu lassen und nicht breitflächig abzusenken.“

Weg finden, „um den sozial Schwächeren zu helfen“

Ein Zusammenschluss der Landesenergieversorger – um Druck in Richtung Verbund zu machen –, sei zwar denkbar, aber schwierig, denn, so Purrer, „im Moment ist es so, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Die EVN etwa möchte eher einen Rabatt im Stromeinkauf – und ich glaube, dass es rechtlich gar nicht möglich ist, das in diesem Sinne an die Landesenergieversorger weiterzugeben. Ich glaube, wir werden hier eine Diskussion starten müssen, auf welchem Weg wir den sozial Schwächeren helfen können.“

Derzeit keine weitere Strompreiserhöhung in Sicht

Immerhin: Eine weitere Strompreiserhöhung – zuletzt wurde Strom um bis zu 30 Prozent teurer – sieht der Vorstandssprecher der Energie Steiermark derzeit nicht. „Wir beobachten weiter den Markt. Aus jetziger Sicht können wir sagen, dass wir zumindest bis zur Mitte des Jahres 2023 mit dieser Preisanpassung das Auslangen finden werden“, so Purrer.