Paul Neagu-Werke
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, Foto: Stefan Altenburger Photography, Zürich
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, Foto: Stefan Altenburger Photography, Zürich
Kultur

Neue Galerie Graz zeigt Neagu-Retrospektive

Das Bruseum der Neuen Galerie in Graz zeigt eine umfassende Retrospektive des rumänischen Zeichners, Malers, Bildhauers und Performance-Künstlers Paul Neagu. Er arbeitete an einer verständlichen kulturübergreifenden Bildsprache.

Der universelle Künstler arbeitete an einer kulturübergreifenden Bildsprache, die zugleich in den Ansprüchen und Untersuchungen bestehen kann. „Sie werden einen neuen Kosmos entdecken, aber immer wieder Verbindungen zum Bruseum sehen“, verspricht Bruseum-Chef Roman Grabner. Die erste internationale Retrospektive des rumänischen Künstlers fand 2021 im Kunstmuseum Liechtenstein statt und wird nun in adaptierter Form in Graz gezeigt; kuratiert wurde sie von Friedemann Malsch, Magda Radu und Georg Schöllhammer.

Ausstellungstipp:

„Paul Neagu“. Ausstellung im Bruseum des Universalmuseums Joanneum in Graz, zu sehen bis 25. September.

Mit allen Sinnen

Paul Neagu (1939 – 2004) löste sich in seiner Zeit in Rumänien – später lebte er in London – aus dem konservativen Paradigma des dortigen Kunstsystems. Er beschäftigte sich mit Bewegungen wie Op Art, Kinetischer Kunst, Neokonstruktivismus und Kybernetik; bereits in seinem „Palpable Art Manifesto“ forderte er 1969 eine Kunstbetrachtung mit allen Sinneswahrnehmungen.

Raumfüllende Arbeit

Bei seinen Arbeiten mit Skulpturen entwickelte Neagu Mitte der 70er-Jahre ein Gebilde, dass unter dem Begriff „Hyphen“ bekannt wurde – es handelt sich um eine Skulptur, die trotz ihrer scheinbaren Einfachheit auf vielschichtigen Betrachtungen der formalen und symbolischen Bedeutungen geometrischer Grundformen beruht. In der Ausstellung ist ein Nachbau eines solchen Objekts zu sehen: Es handelt sich um ein fast raumfüllendes Kunstwerk aus Holz mit drei Schenkeln, das an einen Zirkel erinnert und eine rotierende Bewegung am Boden markiert.

Kreisen um Körper

Das Motiv der Zirkelkreise findet sich immer wieder, unter anderem in einer stilisierten und auf Stoff gemalten Darstellung der Geschichte von Diana und Aktaion: Diana besteht nur aus ein paar Kreisen, Aktaion wird durch den Umriss eines Hirsches, in den sie ihn verwandelt hat, angedeutet. Häufig finden sich auch Abbildungen von Körpern oder Körperteilen, die in Raster eingeteilt und manchmal sogar nummeriert sind. Nach Neagus Überzeugung kann der Körper gerechnet werden, was er besonders in seinen akribischen Zeichnungen immer wieder darstellt.

Regale und Videos

Einige Objekte werden auf weißen Regalen ausgestellt, und auch diese wurden vom Künstler selbst entworfen: Sie präsentieren einerseits die Werke wirkungsvoll, haben aber immer auch etwas Irritierendes, wenn beispielsweise Teile in den Raum ragen und zum Ausweichen zwingen.

In der Ausstellung ist schließlich auch ein Video mit einer Performance Neagus zu sehen: Er zeichnet darauf mithilfe von Drehbewegungen seines Körpers immer weitere Kreise und verweist damit einmal mehr auf seine Hyphen-Modelle.