Politik

Hermann Schützenhöfer: Ein Leben für die Politik

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) tritt zurück: Seit mehr als 50 Jahren in der Politik, seit 2015 Landeshauptmann der Steiermark, legt er mit Anfang Juli sein Amt zurück – das gab Schützenhöfer am Freitag bekannt.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zieht sich Anfang Juli aus der Politik zurück – das kündigte er Freitagvormittag in Graz an. Sein Nachfolger als Landeshauptmann und steirischer ÖVP-Chef wird Kulturlandesrat Christopher Drexler – mehr dazu in Schützenhöfer tritt ab, Drexler folgt nach und in „Kronprinz“ Drexler rückt auf.

Landeshauptmann Schützenhöfer kündigt Rücktritt an

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zieht Bilanz über seine Jahre in der Politik und kündigt eine Amtsübergabe an Landesrat Christopher Drexler (ÖVP) im Juli an.

Schützenhöfer gilt als Landesvater und hat die steirische ÖVP 2015 mit türkisem Rückenwind aus Wien nach 15 Jahren wiederbelebt und zur Nummer eins in der Steiermark gemacht. Die Reise hin zum Landeshauptmann-Sessel war für Schützenhöfer aber eine lange und begann in den 70er-Jahren.

1972 war die ÖVP in einer Umbruchphase: Im Bund hatte die SPÖ die absolute Mehrheit, die Volkspartei versuchte in Salzburg einen Neustart und erarbeitete ein neues Parteiprogramm. Für besonderes mediales Interesse sorgte dabei erstmals österreichweit ein junger, am 29. Februar 1952 in Edlitz in Niederösterreich geborener Steirer: Mit 20 Jahren war Hermann Schützenhöfer der zu dieser Zeit jüngste Parteitagsdelegierte.

„Seine Werte verfolgt er über Jahre und Jahrzehnte“

Immer wieder schaltete sich der junge Schützenhöfer in die Bundespolitik der ÖVP ein – oft auch kritisch. Neun Jahre lang war Schützenhöfer in Spitzenfunktionen der Jungen ÖVP tätig. Freund und Begleiter von Anfang an an seiner Seite war Alfred Grinschgl: „Wenn er bestimmte Werte verfolgt, dann nicht nur heute und morgen einen anderen, sondern seine Werte verfolgt er über Jahre und Jahrzehnte hinweg“, so Grinschgl über seinen Jugendfreund.

Schützenhöfer engagierte sich im Arbeiter- und Angestelltenbund der ÖVP, wurde deren Landesobmann, Landtagsabgeordneter und 1994 Klubobmann der steirischen Volkspartei; im Jahr 2000 wechselte er als Landesrat in die Landesregierung.

„Gerecht und fordernd“

Nach der Wahlniederlage der ÖVP 2005 übernahm er von Waltraud Klasnic die Geschicke der Partei – in der bis dahin schwierigsten Phase der steirischen Volkspartei, wie die damalige Büroleiterin Margit Kraker schilderte: „Ich habe ihn in dieser Zeit immer als äußerst fairen Chef erlebt, als jemanden, der gerecht mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umging und auch fordernd gegenüber ihnen war – aber der vor allem dann, wenn diese vielleicht einmal nicht so gut drauf waren, ihnen auch immer zur Seite gestanden ist.“

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Hermann Schützenhöfer und Waltraud Klasnic
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2000 wurde Hermann Schützenhöfer Landesrat, nach der Wahlniederlage 2005 beerbte er Waltraud Klasnic an der Spitze der steirischen Volkspartei.
Hermann Schützenhöfer und Franz Voves 2007
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Zu dieser Zeit war Franz Voves (SPÖ) Landeshauptmann – mit dem sich Schützenhöfer anfänglich nicht gut verstand
Hermann Schützenhöfer und Franz Voves am Wahlabend 2010
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Dennoch ging man 2010 die „Reformpartnerschaft“ miteinander ein
Hermann Schützenhöfer und Arnold Schwarzenegger
APA/ERWIN SCHERIAU
Hermann Schützenhöfer und Arnold Schwarzenegger
Hermann Schützenhöfer 2013
APA/ERWIN SCHERIAU
Schützenhöfer hat es sich zum Ziel gesetzt, die Volkspartei wieder zur Nummer eins in der Steiermark zu machen
Hermann Schützenhöfer (ÖVP) am Wahlabend des Sonntag, 31. Mai 2015
APA/ERWIN SCHERIAU
Dieses Ziel gelang ihm bei der Landtagswahl 2015 noch nicht – die SPÖ blieb knapp auf Platz eins, Voves aber überließ Schützenhöfer den Landeshauptmann-Sessel
Franz Voves und Hermann Schützenhöfer
APA/ERWIN SCHERIAU
Voves trat ab …
Angelobung 2015
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… und Schützenhöfer wurde erstmals Landeshauptmann
Hermann Schützenhöfer und Michael Schickhofer
APA/ERWIN SCHERIAU
Der neue Partner an seiner Seite: Michael Schickhofer
Hermann Schützenhöfer beim Narzissenfest 2013
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Schützenhöfer ist durchaus ein Mann des Volkes – hier beim Narzissenfest
Hermann Schützenhöfer und Sebastian Kurz
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Schützenhöfer unterstützte auch von Beginn an Sebastian Kurz …
Hermann Schützenhöfer am Wahlabend 2019
APA/GEORG HOCHMUTH
… was letztlich auch zum Wahlerfolg bei der Landtagswahl 2019 führte, bei der die ÖVP klar Erster wurde
Hermann Schützenhöfer mit seiner Frau Marianne am Bauernbundball 2019
APA/ERWIN SCHERIAU
Schützenhöfer ist auch Familienmensch – hier mit seiner Frau Marianne auf dem Bauernbundball 2019
Anton Lang (SPÖ) und Hermann Schützenhöfer (ÖVP) beim Start zu den Koalitionsverhandlungen.
APA/ERWIN SCHERIAU
Nach der Wahl ging Schützenhöfer erneut eine Koalition mit der SPÖ ein – diesmal mit Anton Lang
Anton Lang (SPÖ) und Hermann Schützenhöfer (ÖVP) mit Maske
APA/ERWIN SCHERIAU
Die bisherige Legislaturperiode war vor allem von der CoV-Pandemie geprägt
Hermann Schützenhöfer (ÖVP) bei der Feier zu seinem 70. Geburtstag
APA/ERWIN SCHERIAU
Am 29. Februar feierte Schützenhöfer seinen 70. Geburtstag – dabei brachten im die Stoakogler ein Ständchen
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP)
APA/MARIO BöHNER
Am 3. Juni verkündete er seinen Rückzug aus der Politik …
Christopher Drexler und Hermann Schützenhöfer
APA/ERWIN SCHERIAU
… sein Nachfolger wird Christopher Drexler

Voves: „Er ist ein absoluter Vollprofi“

„Nicht so gut drauf“ waren viele in der ÖVP, als mit Franz Voves erstmals ein SPÖ-Mann den Landeshauptmann stellte. Auch Schützenhöfer schien mit Voves zuerst keine Basis zu finden, doch nach der Landtagswahl 2010 gingen die beiden die „Reformpartnerschaft“ ein, und nach der Landtagswahl 2015 überließ Voves, obwohl seine SPÖ noch stimmenstärkste Partei war, Schützenhöfer und der ÖVP den Landeshauptmann-Posten. 2019 machte Schützenhöfer seine Partei dann wieder zur Nummer eins im Land.

Schützenhöfer im „Steiermark heute“-Gespräch mit Wolfgang Schaller

Anlässlich seines 70. Geburtstages ließ Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) im Sonntagsgespräch mit ORF-Steiermark-Chefredakteur Wolfgang Schaller vor allem die vergangenen zwei Pandemiejahre Revue passieren.

„Er ist ein absoluter Vollprofi. Ich habe größten Respekt, weil man muss einmal jahrzehntelang so wie Schützenhöfer sich für die res publica, sich für die Gemeinschaft einbringen. Das ist eine unglaubliche Arbeit, der man mit großem Respekt begegnen sollte“, so der ehemalige Landeshauptmann Voves.

Konsenspolitiker im Sinne der Sozialpartnerschaft

Schützenhöfer gilt als Konsenspolitiker im Sinne der Sozialpartnerschaft: Besondere Verdienste erwarb er sich im zeitgemäßen Umbau des Pensions- und Gehaltssystems für Landesbedienstete. Früh trat er auch für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ein.

Seine Reden und Ansprachen setzen sich aus immer ähnlichen, wenn auch vielen Textbausteinen zusammen – darin ist er seinem Förderer, dem früheren ÖVP-Landtagspräsidenten Franz Wegart nicht unähnlich, aber ein für alle erheiterndes Scherzchen gelang dem dann verschmitzt lächelnden Landeshauptmann und Weinliebhaber immer.

Anlässlich seines 70. Geburtstages war Hermann Schützenhöfer auch zu Gast im Radio-Steiermark-„Gesprächsstoff“. Diese Sendung können Sie hier nachhören:

„Vü Zeit hom, a bisserl mehr als bisher“

Seit fast einem Jahr gab es allerdings bereits Gerüchte über einen möglichen Rücktritt des Landeshauptmanns – Christopher Drexler wurde oftmals als Nachfolger genannt, doch der „Landesvater“ wollte nicht in unruhigen Zeiten sein Amt übergeben. Zu Mitte seiner zweiten Amtsperiode will er sich nun doch etwas mehr Zeit für sich nehmen und folgt damit den musikalischen Gratulationswünschen der Stoakogler zu seinem 70. Geburtstag: „Es soll dir guat geh’n, du sollst a Freid hom und vü Zeit hom, a bisserl mehr als bisher.“