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Chronik

Überforderung bei Pflege: Hilfsangebote

Nicht selten kommt es vor, das pflegende Angehörige mit der Betreuung ihrer Familienmitglieder überfordert sind. Patientenombudsschaft und Männernotruf machen einmal mehr auf Hilfsangebote aufmerksam.

Erst in der Nacht auf Freitag ereignete sich in Schladming eine Verzweiflungstat: Ein 87-jähriger Mann dürfte seine 78-jährige Frau im Schlaf mit einer Schrotflinte erschossen und dann Selbstmord begangen haben – mehr dazu in Verdacht auf Mord und Suizid in Schladming (2.6.2022). Auch im Februar ereignete sich ein Fall in Graz, bei dem es wohl aus Überforderung zu einem Doppelmord kam – mehr dazu in Doppelmord: Motiv war wohl Überforderung (2.2.2022).

Um solche und ähnliche Fälle zu vermeiden, machen diverse Organisationen einmal mehr auf Hilfsangebote aufmerksam: Sie sollen dazu beitragen, dass Situationen erst gar nicht eskalieren – mehr dazu auch in Wo pflegende Angehörige Hilfe bekommen (3.2.2022).

„Zu wenig Information über Hilfsangebote“

Die Pflegeombudsschaft ortet allerdings dennoch ein Informationsdefizit bei Hilfsangeboten, sagt Patientenanwältin Michaela Wlattnig: „Ich glaube einfach, dass die Angehörigen einfach tun und erst sehr spät erkennen, dass es nicht mehr geht. Und was gibt es jetzt für Möglichkeiten, dass die Angehörigen entlastet werden?“

Darüber hinaus brauche es einen Ausbau an Unterstützungsangeboten, wie etwa Ersatzpflege und Kurzzeitpflegeplätze – hier gebe es noch Luft nach oben. Die Plätze müssten schnell verfügbar sein, wenn Angehörige in Situationen kommen, dass sie beispielsweise selbst krank werden oder auf Urlaub fahren, sagt Wlattnig.

„Zuhören und schauen, was der Mensch gerade braucht“

Rund um die Uhr steht der Männernotruf zu Verfügung, der sich als Ansprechpartner für Krisen aller Art versteht. Auch hier gehen immer wieder Anrufe von überforderten pflegenden Angehörigen ein, so Eduard Hamedl, Obmann und Gründer des Männernotrufs: „Ich glaube, man muss sich eingestehen, dass es in unserem Leben auch Zeiten gibt, wo die Seele leidet. Ich vergleiche es immer, wenn man sich den Fuß bricht, dann ist es für uns gar kein Thema, dass wir ins Spital gehen – und bei der Seele haben wir immer noch diese Scham, wir wollen uns nicht eingestehen, dass wir auch da Hilfe brauchen. Wir versuchen dann einfach ein Gespräch zu führen, zuzuhören, zu ermitteln, was braucht der Mensch momentan.“

Unterstützung und Beratung bei allen Fragen rund um das Thema Pflege von Angehörigen bieten etwa auch die Caritas, die Pflegedrehscheibe der Stadt Graz bzw. das sogenannte Case- und Caremanagement, das in allen steirischen Bezirken vertreten ist.