Kopftuch in der Schule
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Soziales

Muslime in Graz nach wie vor diskriminiert

In Graz lebende Muslime sind nach wie vor oft Diskriminierungen und Rassismus ausgesetzt – das hat eine Enquete des Grazer Menschenrechtsbeirats aufgezeigt, deren Ergebnis am Mittwoch präsentiert worden ist.

Die Enquete des Menschenrechtsbeirat Graz wurde im Mai gemeinsam mit der islamischen Religionsgemeinschaft Steiermark und dem islamischen Kulturzentrum Graz unter dem Titel „Muslim:in sein in Graz“ abgehalten. Dabei schilderte die muslimische Bevölkerung ihre Erfahrungen in den Bereichen Bildung, Kultur, Religionsfreiheit, Medien, Arbeiten, Wohnen und Gesundheit in Graz.

Probleme in Bildungseinrichtungen

Das Fazit: Sowohl aus Sicht der Stadt Graz als auch aus Sicht der muslimischen Bevölkerung gibt es in vielen Punkten deutlichen Nachholbedarf, was die Gleichstellung der Musliminen und Muslime mit anderen Bevölkerungsgruppen betrifft. Laut Kulturwissenschaftlerin Medina Velic komme es vor allem in Bildungseinrichtungen zu Problemen zwischen den Kulturen: „Wir beobachten einfach vermehrt, und das berichten SchülerInnen und LehrerInnen auch immer wieder, dass der antimuslimische Rassismus tatsächlich salonfähig geworden ist. Das bedeutet nicht, dass unser Bildungspersonal vorsätzlich antismuslimisch handelt, es geht darum, dass es ein gesellschaftliches, strukturelles Problem ist und dass es hier vermehrt Sensibilisierung bedarf.“

Religionsfreiheit als Bedürfnis

Mehmet Celebi, stellvertretender Vorsitzender der islamischen Religionsgemeinde Steiermark, sieht auch bei der Religionsfreiheit fehlende Gleichbehandlung: „Vor allem im Bereich der Seelsorge, der Betreuung in Justizanstalten, Krankenhäusern oder auch beim Militär und vor allem, dass religiöse Ausübung in der Öffentlichkeit nicht als etwas integrationshemmendes gesehen wird, sondern dass es um ein spirituelles Bedürfnis eines gläubigen Muslims zählt.“

Gefühl, „Mensch zweiter Klasse zu sein“

Aktuell leben zwischen 60.000 und 70.000 Musliminnen und Muslime in der Steiermark, der Großteil davon in Graz. Der Grazer Integrationsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) sieht in der Enquete daher einen Brückenschlag für ein gutes Zusammenleben aller Kulturen in Graz, die einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten: „Vom Busfahrer über den Techniker bis hin zur Krankenpflegerin, die aber aufgrund ihrer Religion das Gefühl haben Menschen zweiter Klasse zu sein.“ Das dürfe in Graz und auch in ganz Österreich nicht der Fall sein, so Krotzer.