Tiertransport Kühe
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Tiere

Lebendtiertransporte: Verschärfte Kontrollen

An der steirisch-slowenischen Grenze in Spielfeld wurden am Mittwoch verschärfte Tiertransportkontrollen von den Behörden durchgeführt. Tierleid soll dadurch – wenn möglich – verhindert werden.

Offenbar dürfte sich diese geheim geplante Schwerpunktaktion herumgesprochen haben, denn ausgerechnet am Mittwoch waren faktisch keine Tiertransporter unterwegs: Am Grenzübergang Spielfeld wurde sowohl in Richtung Österreich als auch Slowenien kontrolliert.

Steiermark besonders streng

Dabei wurde bis Mittag gerade einmal ein Anhänger mit einem Pferd registriert. Das könnte laut Wolfgang Teutschl, der hier seit 1989 im Einsatz ist, auch daran liegen, dass die Steiermark aufgrund ihrer strengen Tierschutzgesetze gerne umfahren wird: „Statistisch kann man sagen, dass man bei fünf, sechs kontrollierten Fahrzeugen zwei bis fünf Übertretungen in unterschiedlichem Maße feststellt.“

Mit 750 Ferkeln aufgehalten

Dann wird es plötzlich hektisch: Das Team hat einen Tiertransporter entdeckt und stoppt ihn an der Grenze: Rund 750 Mastferkel aus Dänemark, in einem fünfstöckigen Ladeverbau eingepfercht auf dem Weg nach Serbien. Schon die ersten Inspektions-Maßnahmen nähren den Verdacht auf Gesetzes-Verstöße im Tierschutzbereich.

Kontrolle
LPD Steiermark
Die Polizei kontrollierte gemeinsam mit einem Tierarzt

Ergebnis der Schwerpunktkontrollen:

• 67 Intensiv-Kontrollen hinsichtlich Kfz-Verschiebungen
• 118 Anzeigen nach dem Verkehrsrecht
• 20 Kennzeichenabnahmen
• Mehrere eingehobene Sicherheitsleistungen
• Mehrere Anzeigen nach dem Tiertransportgesetz
• 86 Alkovortests – zwei Alkomattests
• Eine Anzeige nach §5 der StVO (Führerscheinabnahme wegen Alkohol am Steuer)
• 25 Organmandate nach dem Verkehrsrecht
• 620 Fahndungsanfragen

Mit dem Zielland Serbien betrug die vorgeplante Reisezeit 29 Stunden. Zudem wurden die Tiere nicht ordnungsgemäß untergebracht. Ein defektes Temperaturüberwachungssystem und aufgebrauchtes Trinkwasser, führte zu einer zusätzlichen Belastung der Tiere. Der Fahrer muss mit einer Verwaltungsstrafe rechnen, hat aber offenbar kein Bargeld dabei – statt Geld werden Wertgegenstände einbehalten, die später wieder ausgelöst werden können.

Gegen 14.00 Uhr stießen die Beamten auf einen weiteren Transporter, beladen mit 33 Kälbern: ein aus Tschechien kommender Lkw mit Zielland Ägypten. Auch hier wurde die im gesetzlichen Rahmen festgelegte Beförderungsdauer von zwölf Stunden erheblich überschritten. Ein 55-jähriger Deutscher wird angezeigt.

Zu viele Tiere, zu wenig Platz

Europaweit gebe es bei bis zu 60 Prozent der Kontrollen Beanstandungen. Auf nationaler Ebene wird in erster Linie beanstandet, dass zu viele Tiere zu wenig Platz haben, oder dass die Standhöhe zu gering ist. Darüber hinaus gibt es oft Probleme mit der Wasserversorgung oder es ist zu heiß. Im internationalen Transport seien Verletzungen laut dem Experten durchaus möglich und dass die Registrierung der Tiere bei der Kontrolle nicht nachzuvollziehen sei.

Schweine in Gehege
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Die häufigste Kritik: Zu viele Tiere haben zu wenig Platz

Bei verletzten Tieren können die Transporter von der Polizei angehalten werden und das Veterinäramt wird hinzugezogen. Kontrolliert wird übrigens nicht nur laufend am Grenzübergang zu Spielfeld, sondern auch an den kleinen grünen Grenzen: „Wir sind mobil, also nicht festgelegt an einen gewissen Standort, und können auch andere Regionen mitabdecken.“

„Brauchen europaweit einheitliche Standards“

Bei den Kontrollen in Spielfeld war am Mittwoch auch der EU-Abgeordnete Thomas Waitz – als ehemaliger Biolandwirt und Forstwirt setzt er sich auf EU-Ebene für strengere Kontrollen von Tiertransporten ein, hier sieht er noch großen Aufholbedarf.

„Die derzeitige Verordnung ist in vielen Punkten vage und wird auch in vielen Ländern nicht eingehalten. Das ist auch ein Problem für die Spediteure, die sich an die Regeln halten; weil sie am Markt von denen, die die Regeln nicht befolgen, verdrängt werden. Und da brauchen wir europaweit einheitliche Standards, die wir überall umsetzen müssen“, und würde in erster Linie regionales Fleisch auf den Tellern landen, könnte man sich viele Transporte ohnehin ersparen, so Waitz.

Weitere Kontrollen

Mehr als 30 Polizeibedienstete von unterschiedlichen Kräften (Puma, Bereitschaftseinheit, Diensthundeinspektion, Drohnenaufklärung, KFZ-Verschiebungsspezialisten, Kriminaldienst, Landesverkehrsabteilung) setzten am Nachmittag Maßnahmen gegen grenztypische Kriminalität und deren Straftäter: Ein weiterer Kernbereich des Einsatzes war aber auch, technische Mängel von ausreisenden Fahrzeugen zu ahnden und einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Verkehrssicherheit zu leisten.