Spielendes Kind im Autismus-Zentrum
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Gesundheit

Ausbau der Autismus-Therapie gefordert

In der Steiermark gibt es im Ballungsraum zwar bereits spezielle Therapiezentren für Autismus, in den Regionen dagegen gibt es lediglich Beratungsangebote. Experten fordern daher einen Ausbau.

Rund ein Prozent der Steirerinnen und Steirer leiden an einer Autismus-Spektrum-Störung, kurz ASS. Das entspricht in etwa 12.500 Personen, die stark beeinträchtigt und teilweise geistig behindert oder aber auch hoch intelligent und beruflich versiert sind.

Betroffene können soziale Signale nicht deuten

In der therapeutischen Arbeit gehe es vor allem darum, die Menschen dabei zu unterstützen, Strategien zu erlernen, wie sie soziale Signale wahrnehmen und interpretieren können, so Autismusexperte und Facharzt Wolfgang Kaschnitz: „Es geht einfach darum, dass Menschen mit ASS Schwierigkeiten damit haben, zu erkennen: Was denkt mein Gegenüber, was möchte mein Gegenüber, wie wird mein Gegenüber reagieren? Jede Sekunde, wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind, nehmen wir Mimik, Gestik von anderen Menschen wahr, interpretieren sie und reagieren adäquat darauf. Das ist eigentlich eines der Hauptprobleme, dass Menschen mit ASS das spontan weniger können.“

Auch Umfeld muss miteinbezogen werden

Dieses Verhaltensbild lasse sich aber mit entsprechenden Therapien oder mit einer umfassenden Begleitung deutlich verbessern, so der Fachmann. Dazu gehört unter anderem das Erlernen eigener Strategien: „Aber genauso wichtig, wenn nicht vielleicht sogar wichtiger, ist es auch, die Umgebung dieses Menschen miteinzubeziehen und das Coaching auszuweiten auf andere Berufsgruppen, wie Lehrer – also Pädagoginnen, Schulassistentinnen, aber auch Eltern –, damit diese Menschen, mit dem Menschen mit ASS gut zurechtkommen.“

Dezentrale Anlaufstellen fehlen

Grundsätzlich sei man in der Steiermark – im Vergleich zu anderen Bundesländern – schon sehr weit , wenn es um Therapiemöglichkeiten gehe, sagt Kaschnitz: „Dass es vom Land über das Behindertengesetz finanzierte Therapien gibt, finde ich einen ganz, ganz großen Fortschritt und da sind wir in Österreich federführend. Das andere, was noch fehlt, wäre, dass es auch mehr dezentrale Anlaufstellen gibt. Wir haben in Graz einige autismuszentrierte Therapiestellen – da gehört der Verein Libelle, der Verein Magnus und auch das Ambulatorium der Mosaik GmbH dazu – und es gibt auch in Judenburg eine Stelle.“

Ansonsten gäbe es in der Steiermark lediglich Beratungsmöglichkeiten, aber keine Therapiezentren. Hervorzuheben sei jedoch, dass der Verein Libelle gemeinsam mit der Med Uni Graz einen eigenen Lehrgang für TrainerInnen für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung ins Leben gerufen habe, so Kaschnitz.