Baumstämme im Stapel gelagert
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Politik

Biomasse als Option für Mellach?

Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, will die Bundesregierung das Kohlekraftwerk Mellach reaktivieren. Ein Verein von Forstwirten fordert nun, dabei auf den Ausbau von Biomasse zu setzen – diese könnte in der Steiermark erzeugt werden.

Vor zwei Jahren wurde im steirischen Fernheizkraftwerk Mellach das letzte Mal Strom und Wärme mit Kohle produziert. Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu senken, will die Regierung nun das Kohlekraftwerk für den Notfall reaktivieren. Die Pläne sorgen bei Umweltschutzorganisationen und der SPÖ für Unbehagen: Die SPÖ spricht von einem „Verzweiflungsakt“ von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Für Greenpeace ist eine Reaktivierung von Kohle „inakzeptabel“ – mehr dazu in Regierungspläne sorgen für Unbehagen (news.ORF.at).

Mellach: Kraftwerk wird reaktiviert

Die Bundesregierung überlegt, das stillgelegte Fernheizwerk Mellach wieder zu aktivieren. Laut Betreiber Verbund sei das bis zum Winter möglich – davor müssen aber Bauteile wieder montiert, Personal gesucht und Steinkohle eingekauft werden.

„Viel größere Versorgungssicherheit“

Aus dem ehemaligen Kohlekraftwerk Mellach sollte ein Biomassekraftwerk gemacht werden – das fordert wiederum Energypeace, ein Verein, der die Biomassewirtschaft vertritt. „Die Fossilenergie kommt aus dem Ausland – ob das Gas aus Russland ist oder Kohle aus Australien. Die Biomasse kommt aus dem Inland, und daher bietet sie eine viel größere Versorgungssicherheit“, meint Heinz Kopetz, Obmann von Energypeace.

Steiermark könnte Bedarf an Biomasse decken

Würde das Mellacher Werk in den Wintermonaten mit Biomasse laufen und den zusätzlichen Heizbedarf decken, könnten heimische Forstwirte davon profitieren, so Kopetz: „Das sind schon beachtliche Mengen. Vielleicht 300.000 Festmeter, und das würde die Möglichkeit bieten, dass Forstbetriebe, die große Durchforstungsrückstände haben, längerfristig diese Rückstände aufarbeiten können.“

IV-Präsident Stolitzka über Mellach

Präsident der IV-Steiermark Stefan Stolitzka spricht im Studio über die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks Mellach.

Der Holzbedarf könnte laut Heinz Kopetz zum größten Teil aus der Steiermark gedeckt werden: „Natürlich ist der Holzmarkt ein offener Markt. Es wird laufend Holz importiert und auch exportiert, aber eine Menge von 300.000 bis 350.000 Festmeter könnte überwiegend aus der Steiermark geliefert werden.“

Klimaziele mit Biomasse leichter erreichbar

Zusätzlich würde man durch diesen Umstieg laut Kopetz näher an die Klimaziele herankommen und etwaige Strafzahlungen verringern: Sogenanntes Energieholz, also Holz, das schneller wächst und bessere Energiewerte liefert, könnte auch in der Steiermark vermehrt aufgeforstet werden, meint der Obmann von Energypeace.

Appelle zum Energiesparen werden lauter

Die Ankündigung der Regierung, im Notfall für die Strom- und Wärmeerzeugung wieder auf Kohlekraft aus dem steirischen Kraftwerk Mellach zu setzen, stößt weitgehend auf Unverständnis. Umso lauter sind die Appelle von Fachleuten wie Umweltschutzorganisationen, die gesetzlichen Vorgaben zum Energiesparen voranzutreiben. Geregelt werden soll das mit dem Energieeffizienzgesetz. Das bisherige lief bereits 2020 aus – mehr dazu in Appelle zum Energiesparen werden lauter (news.ORF.at).