Zollbeamte während einer Kontrolle von Paketen
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Zollanmeldungen um 70 Prozent gestiegen

Aufgrund von Brexit und der Pandemie sind die Zollanmeldungen in Österreich zuletzt um 70 Prozent gestiegen. Auch der Ukraine-Krieg prägt derzeit den Außenhandel: Viele Firmen stoppen aus ethischen Gründen den Handel mit Russland.

Der Europäische Zollrechtstag – ein Expertentreffen zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft – findet seit 34 Jahren statt und wird derzeit in Graz abgehalten. Im Rahmen dieser Konferenz wurde nun die Zollbilanz 2021 präsentiert.

Knapp sieben Millionen Zollanmeldungen

Knapp sieben Millionen Zollanmeldungen wurden demnach in Österreich im vergangenen Jahr abgegeben – ein neuer Rekord, zurückzuführen auf zwei Faktoren, sagt die Vorständin des Zollamts Österreich mit Sitz in Graz, Heike Fetka-Blüthner: „Einerseits durch den Brexit am 1. Jänner 2021 – Großbritannien verlässt die Europäische Union – und mit 1. Juli 2021 auch der Wegfall der Einfuhr-Umsatz-Steuerbefreiung für Kleinsendungen im e-Commerce-Bereich ab 22 Euro, und das hat doch eine Steigerung von 70 Prozent an Zollanmeldungen gebracht.“

Für jede Ware, die aus einem Drittland wie etwa China oder den USA bestellt wird, muss also Zoll bezahlt werden. Durch die CoV-Pandemie habe der Online-Handel deutlich zugenommen, so Fetka-Blüthner – er mache bereits ein Drittel der Zollanmeldungen aus, Tendenz steigend. Im heurigen Jahr rechnet die Vorständin mit neun Millionen Zollanmeldungen.

Kein generelles Embargo

Derzeit präge auch der Ukraine-Krieg den Außenhandel, sagt der Zollexperte der Wirtschaftskammer Steiermark, Christian Haid: „Durch die inzwischen sechs Sanktionen-Pakete darf nicht alles geliefert werden. Es gibt zwar kein generelles Embargo, und es gibt nach wie vor Ausnahmen für Altverträge, aber es ist in der Praxis für die Firmen sehr schwierig, diese Bestimmungen und Vorschriften tatsächlich umzusetzen.“

Zollteam
Foto Fischer
Von links: Lothar Harings, Heike Fetka-Blüthner und Christian Haid

Darf ich mit Russland überhaupt noch Geschäfte machen? Das sei bei der Konferenz ein wichtiges Thema, so der Vorsitzende des Europäischen Forums für Außenwirtschaft, Lothar Harings.

Nicht nur die Politik setze Sanktionen, „auch Unternehmen selbst sind gefordert, das umzusetzen, und deswegen kann die Entscheidung des Unternehmens über den rechtlichen Rahmen hinausgehen, und man kann sagen, wir setzen uns intern noch größere und höhere Maßstäbe, und das sehen wir im Moment“. Der Experte ist überzeugt, dass künftig mehr Unternehmen eine Werte-orientierte Handelspolitik betreiben werden.