LKH Graz – Kinderklinik
APA/Markus Leodolter
APA/Markus Leodolter
GESUNDHEIT

Grazer Kinderklinik am Limit

Die Notfallambulanz der Kinderklinik am LKH Graz ist derzeit am Limit. Von den niedergelassenen Kinderärzten ist aber nur bedingt Entlastung zu erwarten, denn hier gibt es seit Jahren einen Mangel, der immer größer wird.

Die Situation sei kritisch – man sei am Limit, aber es sei derzeit noch schaffbar, so die leitende Oberärztin der Notfallambulanz an der Kinderklinik am Grazer LKH, Sabine Löffler.

So viel wie nie zuvor in dieser Jahreszeit

„Wir haben wirklich, wenn ich die letzten sechs bis acht Jahre zurückschaue, so hohe Zahlen jetzt im Sommer, wie wir sie normalerweise im Winter zu Grippewellenzeiten haben. So viele und so viele buntgemischte Infekte, wie wir sie derzeit in der Notfallambulanz haben, haben wir um diese Jahreszeit wirklich noch nie gehabt“, so Löffler.

160 PatientInnen in 24 Stunden habe man allein am vergangenen Wochenende gezählt – ein Wert, den man normalerweise nur zu Grippewellenzeiten verzeichne. Das hohe Patientenaufkommen, der Personalmangel und gestrichene Betten würden sich bemerkbar machen, so Löffler: Gangbetten auf den Stationen, Wartezeiten von bis zu vier Stunden und 25 Stundendienste auf ÄrztInnenseite könne man derzeit nicht verhindern.

Bereits mit Verstärkung reagiert

Es sei aber bereits reagiert worden, so Löffler: „Im Bereich der Ärzte wurde eben an den starken Wochenenden ein zusätzlicher Tagdienst eingeführt, damit diese 25 Stunden-Dienste besser zu bewältigen sind und auch die Pause gut eingehalten werden kann. Auch auf Seiten der Pflege haben wir im Sommer vor allem in den Nachtdiensten, an den Randzeiten, verstärkt.“

Kaum Entlastung von niedergelassenen Ärzten

Zusätzlich sehe man, dass auch die CoV-Zahlen an der Kinderklinik wieder deutlich im Steigen seien. Zwar wäre es für die Situation an der Klinik hilfreich, wenn Eltern manchmal abwägen würden, ob auch niedergelassene Ärzte und Ärztinnen Hilfe bieten können. Allerdings gibt es seit Jahren einen Mangel an KinderärztInnen in der Steiermark – und dieser nimmt vor allem bei Kassenärzten stetig zu. In manchen ländlichen Regionen seien bereits über ein Drittel der Kassenstellen unbesetzt, heißt es von Experten.

Ein Problem, das nicht nur zu einer sogenannten Zweiklassengesellschaft führe, da die Kosten bei Wahlarztbesuchen durchaus hoch sein können, sondern eben auch zu einem Anstieg des Patientenaufkommens in der Notfallambulanz der Kinderklinik am LKH Graz, wo man bestätigt, dass es vor allem am Wochenende zu wenig Angebot an kinderärztlicher Versorgung gäbe.

Viel Arbeit – wenig Geld

Am meisten betroffen von einem Mangel seien aber die nördlichen Täler der Steiermark, so der Sprecher der KinderärztInnen in der Steiermark, Hans Jürgen Dornbusch: „Der zunehmende Mangel an Kinder- und Jugendkassenordinationen ist wohl vor allem bedingt durch recht hohe Arbeitslast, geringere Bereitschaft zur allein verantwortlichen Tätigkeit und dass der erhöhte Zeitaufwand für Kinder keine Berücksichtigung in der Honorierung findet.“

Verbesserungsvorschläge bislang nicht aufgegriffen

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde habe daher Anfang 2020 dem Gesundheitsministerium und den Sozialversicherungsanstalten ein Zehn-Punkte-Programm zur Verbesserung der Situation vorgelegt: „Lehrpraxis für Kinder und Jugendheilkunde, analog zur Allgemeinmedizin, die Gründung von rein Primär-pädiatrischen-Versorgungseinheiten, Juniorgesundheitschecks als Fortsetzung der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen ab dem Schulalter und schließlich die Valorisierung der seit 1994 – also seit 28 Jahren – nicht angepassten Mutter-Kind-Pass-Honorare.“ Bislang seien die Punkte jedoch nicht aufgegriffen worden, so Dornbusch.