Mit dem Schwurgerichtssaal wird ein Ort renoviert, an dem seit über 60 Jahren Prozesse abgewickelt werden. Einer der ersten aufsehenerregenden Prozesse im damals noch relativ neuen Schwurgerichtssaal war 1963 das Nazi-Verfahren gegen Franz Murer, der wegen Mord in 16 Fällen im Ghetto von Wilna angeklagt war – er wurde freigesprochen. Der Briefbomber Franz Fuchs wurde 1999 in denselben Räumlichkeiten verurteilt. Auch nach der Amokfahrt in der Grazer Innenstadt 2015 mit drei Toten fand das richterliche Verfahren ein Jahr später gegen Angeklagten im Schwurgerichtssaal statt.
Behutsame Sanierung
Mittlerweile sind die roten Samtsessel der Prozessbeteiligten und die grünen mit Plastik bespannten Sessel der Zuschauer und Zuschauerinnen Geschichte: Sie türmen sich im Vorraum des Saals.

Die bestehende Zwischendecke wird abgebrochen und stattdessen eine Holz-Lamellendecke errichtet. Die seitliche Holzvertäfelung soll erhalten bleiben und nur im Sockelbereich ergänzt werden. Heizung, Lüftung und Medienausstattung werden erneuert.
„Ein Zeitzeugnis“
„Seit ich wieder im Haus bin, habe ich für eine behutsame Sanierung unter Belassung der wesentlichen Elemente des Saals plädiert. Nun wird dieser Wunsch Wirklichkeit, was mich ganz außerordentlich freut, ist doch auch der später als der Rest des Gebäudes errichtete Saal ein Zeitzeugnis“, so Gerichtspräsidentin Caroline List.
Anfang November soll der Saal wieder benutzbar sein, Verzögerungen und Materialknappheit könnten den Bauplan jedoch verzögern. Das Ausweichquartier befindet sich am Gelände der Grazer Messe, ganz in der Nähe des Gerichts. Die Kosten für die geplante viermonatige Sanierung belaufen sich laut der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) auf 2,4 Mio. Euro.