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APA/dpa/Bernd Thissen
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Wirtschaft

Energieversorger kündigen 39.000 Kunden

Zehntausende Kunden der Energie Steiermark und der Energie Graz erhalten in diesen Tagen Kündigungsschreiben, wie die Arbeiterkammer Steiermark am Dienstag mitteilte. Man sei zu Tarifanpassungen gezwungen, hieß es bei der Energie Steiermark.

Die Energieversorger Energie Steiermark und Energie Graz kündigen mit Ende August laufende Strom- und Gaslieferverträge. Betroffen sind rund 29.000 Kundinnen und Kunden der Energie Steiermark und etwa 10.000 Kundinnen und Kunden der Energie Graz.

Energieversorger bieten neuen Tarif an

Die Verträge werden mit einer Änderungskündigung zum 31.8.2022 aufgekündigt. Die Energieversorger bieten in dem Schreiben allen Kundinnen und Kunden einen neuen Tarif ab 1. September 2022 an – wer das (teurere) Angebot annehmen möchte, muss den neuen Liefervertrag ausgefüllt und unterschrieben mit Rücksendekuvert an den Anbieter zurückschicken, so die AK. Es gibt auch die Möglichkeit, den Tarifwechsel mittels QR-Code, der mit dem Schreiben versendet wird, abzuschließen. Das ist sowohl auf dem Postweg, telefonisch als auch elektronisch via E-Mail und Website möglich, alle Informationen seien in dem Schreiben enthalten, wie Urs Harnik, Sprecher der Energie Steiermark, betonte.

Preise steigen um 50 Prozent und mehr

Harnik sagte weiter, das Prinzip, wer schweigt, stimmt zu, gelte nicht: Wer nicht reagiere, laufe Gefahr, ab September nicht mehr beliefert zu werden. „Wir werden im August noch einmal Erinnerungsschreiben an alle Betroffenen richten“, so Harnik.

Im Gegensatz zu Strom gebe es bei Gas derzeit noch keine eindeutige gesetzliche Regelung für Preisänderungen. Zum anderen „setzen wir diese Anpassung des Energiepreises anhand einer ganzheitlichen Tarifumstellung um, die auch neue AGB samt Änderungen des künftigen Preisanpassungsmechanismus enthält“, sagte der Energie-Steiermark-Sprecher.

Die Energie Steiermark und die Energie Graz erhöhen etwa ihre Fernwärmetarife um bis zu 50 Prozent, die Gastarife steigen ebenfalls mit 1. September um rund 58 Prozent. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Gasjahresverbrauch von 7.500 Kilowattstunden kommt das auf monatlich etwa 29 Euro mehr. Die Energie Steiermark begründete den Schritt am Dienstag damit, dass man zu Tarifanpassungen gezwungen sei, da der Gaspreisindex seit 2020 um rund 600 Prozent gestiegen sei. Die Einkaufspreise gebe man nicht zu hundert Prozent an Kunden weiter, hieß es.

FPÖ fordert Energiegipfel

Beim Energieversorger rechnet man mit vielen Kundenanfragen in den nächsten Tagen und Wochen. „Wir haben aufgrund der vielen Energiethemen am Markt zuletzt bereits Rekorde von 100.000 Anrufen pro Monat, teilweise bis zu 8.000 an einzelnen Tagen, registriert“, sagte Harnik.

Die steirische FPÖ reagierte am Dienstag in einer Aussendung: „Von einem landeseigenen Unternehmen hätten wir Freiheitliche definitiv mehr soziales Verantwortungsbewusstsein erwartet. Neo-Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP, Anm.) wird nicht darum herumkommen, deutlich Stellung zu dieser Causa zu beziehen“, sagte Klubobmann Mario Kunasek.

Die FPÖ fordere die sofortige Einberufung eines steirischen Energiegipfels, bei dem Energieversorger, die Landesregierung sowie die wesentlichen Vertreter des Bundes und Abgeordnete aller Landtagsparteien transparent über die derzeitige Situation und weitere Auswirkungen bei ausbleibenden Gaslieferungen informiert werden.

AK rät zum Preisvergleich

Wer den angebotenen Vertrag unterdessen nicht annehmen möchte, sollte das mindestens drei Wochen vor dem Vertragsablauf dem Anbieter mitteilen – in diesem Fall muss man sich selbst einen anderen Anbieter suchen. Die AK-Experten raten auf alle Fälle zu einem Preisvergleich auf der Internetsite der Regulierungsbehörde E-Control.

Verbraucherinnen und Verbraucher können sich auch an die Energie-Hotline der E-Control wenden, um sich telefonisch zum Anbieterwechsel beraten zu lassen – die Energie-Hotline ist unter der Nummer 0800 21 20 20 von Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 17.30 Uhr und am Freitag von 8.30 bis 15.30 Uhr erreichbar. Umfassende Informationen bietet auch der Verein für Konsumenteninformation.