Essigbaum oder Hirschkolbensumach
ORF.at/Georg Hummer
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Umwelt

Neophyten als gefährliche Schönheiten

In Graz hat es dieser Tage eine Fachkonferenz zum Thema „invasive Neophyten“ gegeben. Diese „neuen Pflanzen“ sehen zwar verführerisch schön aus und blühen in vielen, prächtigen Farben, sind für Natur und Mensch aber gefährlich, warnte der Naturschutzbund am Dienstag.

Neophyten sind Pflanzenarten, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 beabsichtigt oder unbeabsichtigt nach Europa eingebracht wurden. Die meisten dieser Arten verschwinden schnell wieder oder fügen sich problemlos in unsere Pflanzenwelt ein. Einige setzen sich aber hartnäckig durch – sie werden invasiv und müssen durch geeignete Maßnahmen möglichst frühzeitig reguliert werden.

Schäden für Natur, Gesundheit und Wirtschaft

Problematisch an diesen Neophyten ist laut Naturschutzbund Steiermark, dass dadurch die heimische Biodiversität gefährdet oder nachteilig beeinflusst werden kann. Darüber hinaus können sie wirtschaftliche Schäden verursachen und negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren haben. Die Ambrosie etwa belastet laut Frank Weihmann vom Naturschutzbund die menschliche Gesundheit durch hohes Allergiepotenzial und führt immer wieder, wie etwa beim Kürbis, zu starken Ertragseinbußen. Riesenbärenklau kann schwere Verbrennungen auf der Haut verursachen, die Früchte der Kermesbeere sehen lecker aus, sind aber giftig. Riesenspringkraut und Staudenknöterich verdrängen großflächig den natürlichen Bewuchs an Bächen und Waldrändern.

Fachtagung in Graz

Die Europäische Union hat eine richtungsweisende Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten erlassen. Auf Basis dieser Verordnung hat der Landtag Steiermark im Juni 2017 ein Gesetz beschlossen, das den Umgang mit Neophyten regeln soll.

Diesem hochaktuellen Thema widmete sich kürzlich eine vom Naturschutzbund Steiermark im Rahmen des Interreg-Projekts BANAP organisierte Fachkonferenz. Spezialistinnen und Spezialisten aus ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen – Behörde, Forst, Naturschutz, Straße, ÖBB und Wissenschaft – zeigten in ihren Beiträgen auf, wie brisant dieses Thema ist.

Neophyten-Infostelle und Landkarte

„Im Management von invasiven Neophyten sind eine detaillierte Planung und eine Kosten-Nutzen-Rechnung für den Erfolg entscheidend. Das Management muss langfristig über viele Jahre ausgelegt sein, alles andere sind vergeudete Ressourcen“, betonte der Organisator der Tagung, der Biologe Weihmann. Eine bundesländer- und grenzübergreifende Zusammenarbeit sei zu intensivieren.

Zwei engagierte Projekte kommen aus der Steiermark: Im Haus der Energie in Deutschlandsberg wurde im Vorjahr die erste österreichische Informationsstelle zu invasiven Neophyten im Zuge des mit Slowenien grenzüberschreitenden Interreg-Projekts BioDiTOUR eröffnet.

In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Stadtgemeinde Voitsberg nahm die Natur.Werk.Stadt im Jahr 2020 eine Neophyten-Kartierung für den gesamten Bezirk vor und veröffentlichte dazu eine Dokumentation.