Verbund Kraftwerk Mellach
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Wirtschaft

Verbund-Chef Strugl: Mellach liefert erst 2023

Das laut Regierungsplänen zu reaktivierende Kohlekraftwerk Mellach als Ausgleich für ausbleibende Gaslieferungen aus Russland wird erst 2023 Energie liefern – das sagte nun Verbund-Chef Michael Strugl.

Das Fernheizkraftwerk Mellach südlich von Graz war das letzte Kohlekraftwerk Österreichs, im Frühjahr 2020 wurde dort zum letzten Mal aus Kohle Strom erzeugt – mehr dazu in Aus für Österreichs letztes Kohlekraftwerk (17.4.2020). Nun soll es wieder umgerüstet werden, damit es im Notfall, wenn zu wenig Gas zur Verfügung steht, wieder Kohle verbrennen kann – das habe die Bundesregierung mit dem Verbund-Konzern vereinbart, teilte das Bundeskanzleramt Mitte Juni mit – mehr dazu in Kraftwerk Mellach wird wieder auf Kohle umgerüstet (19.6.2022).

„An den Herbst ist nicht zu denken“

Nun allerdings sagte Verbund-Chef Michael Strugl in der „Presse“: „An den Herbst ist nicht zu denken. Wir reden von 2023“, so seine Einschätzung – und er stellte klar: „Der Vorstand einer Aktiengesellschaft wird diesen Beschluss erst dann treffen, wenn es eine Rechtsgrundlage gibt, die uns wirtschaftlich absichert.“

Ohne Gaskraftwerke „bald eine Stromkrise“

Ob der von der Regierung angepeilte Füllstand von 80 Prozent bei den Gasspeichern bis zum Herbst erreichbar ist? „Das hängt ganz davon ab, was sich in den nächsten Monaten tut. Wenn jetzt eine massive Einschränkung der Lieferungen kommt, hat das Auswirkungen auf die Einspeicherung“, gibt Strugl zu bedenken.

Zu möglichen Versorgungsengpässen bei Strom meinte er, dass er daran glaube, „dass die Versorgungssicherheit auch im Winter gewährleistet ist“. Voraussetzung sei, dass auch weiterhin die Gaskraftwerke am Netz sind: „Sie sorgen für 15 Prozent der Stromerzeugung, im Winter für wesentlich mehr. Auch im Energielenkungsfall werden diese Kraftwerke laufen. Diese Information haben wir aus dem Ministerium. Wäre das anders, hätten wir möglicherweise auch bald eine Stromkrise“, sagte Strugl.

Und wie geht es mit den Energiepreisen weiter? „Derzeit haben wir Preisschocks, mit denen wir zurechtkommen müssen. Bei Strom zeigen die Terminmärkte auch in den nächsten Jahren ein sehr hohes Niveau, das wir bis jetzt nicht hatten“, rechnete der Verbund-Chef vor.

Höhere Erlöse – höhere Steuern und höhere Dividende

Dass es für den Verbund gerade auf der Einkommensseite gut läuft, relativierte Strugl: „Von den höheren Erlösen, dem, was wir an Gewinn ausweisen, zahlen wir höhere Steuern und eine höhere Dividende. Inklusive Sonderdividende schütten wir für das laufende Geschäftsjahr rund 1,2 Milliarden Euro an die Eigentümer aus. Was dann bleibt, reinvestieren wir. Wir investieren im Jahr eine Milliarde in den Ausbau der Erzeugung, Netze und Speicher. Wenn man den Unternehmen diese Gewinne nimmt, nimmt man ihnen die Möglichkeit zu investieren.“