Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine
ORF
ORF
Politik

Krisenmanagement: Politiker besonders gefordert

CoV, Krieg, Energie, Teuerung: Die Welt befindet sich im Krisenmodus, und mittendrin ist der Mensch, der unter Dauerdruck steht. Experten fordern von der Politik gerade jetzt besondere Führungsqualität.

Krisen können krank machen – körperlich und psychisch, vor allem wenn sie einfach nicht enden wollen und der Körper Dauerstress ausgesetzt ist: „Der Organismus versucht sich gegen diese vielfältigen Bedrohungsszenarien zu wehren, schüttet dadurch Stresshormone aus, und das führt dazu, dass wir einerseits körperliche Beschwerden bekommen – das Herzkreislaufsystem reagiert, es kommt zu Herzrhythmusstörungen, aber auch zu Verdauungsbeschwerden –, auf der anderen Seite leidet natürlich die Psyche: Die Depressionen nehmen zu, vor allem aber auch die Schlafstörungen – denn Schlaf ist ja nichts anderes als der Spiegel der Seele“, so Manfred Walzl.

Orientierung gefragt

Der Psychologe und Neurologe sieht die Politik hier besonders gefordert: „In solchen Situationen ist es absolut notwendig, dass man jemanden hat, wo man sich orientieren, sich anlehnen kann, das heißt, wenn wir niemanden haben, auf den wir uns verlassen können, wenn es politische Bocksprünge gibt, wenn heute A gesagt wird, und morgen ist es B, dann ist es wirklich ganz wenig hilfreich.“

Ähnlich sieht es auch der Politikwissenschaftler Heinz Wassermann von der FH Joanneum: Die Sommerpause müsse verkürzt werden, um sich auf Szenarien für den Herbst vorzubereiten. „Die CoV-Pandemie ist eine Krise in Permanenz, und wir wissen ganz genau, was die nächsten Themenfelder sind, das ist die Inflation bzw. Teuerung, das ist die Energie bzw. Versorgungskrise. Die Frage wird natürlich immer sein, was kann man hier auf Landesebene wirklich machen bzw. auf Bundesebene, aber vorausschauende Politik arbeitet schlicht und einfach in Szenarien, in vorgefertigten Drehbüchern, auch möglicherweise schon auf einer legistischen Ebene, sodass allfällige Beschlüsse schnell umgesetzt werden können“, so Wassermann.

Nichts verdrängen

Und was kann jeder und jede Einzelne in der Krisenbewältigung tun? Walzl rät dazu, nichts zu verdrängen und nicht alles nur mit sich selbst auszumachen: „Versuchen sie, mit Freunden, mit Verwandten, mit Bekannten darüber zu reden und Lösungsansätze zu finden. Wenn das gar nicht geht, lesen sie einfach in einem fröhlichen Buch nach, machen sie Zeitreisen, denken sie an Urlaube, wo es schön gewesen ist, dann haben sie wenigstens für eine gewisse Zeit einen Stressabbau.“ Außerdem sollt man in kürzeren Zeitschritten denken, damit man in der Dauerkrise nicht die Orientierung verliert.