Notarztwagen
Rotes Kreuz Mariazell
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Gesundheit

Land will Notarztsystem „optimieren“

Nach einem Notarztgipfel am Dienstag hat das Land Verbesserungen im Versorgungssystem angekündigt. Unter soll eine Arbeitsgruppe die Bedingungen für Notärzte unter die Lupe nehmen und es ist der Einsatz eines weiteren Nachthubschraubers geplant.

Auslöser für den Gipfel waren zwei Notfälle mit Todesfolge. Unter anderem soll ein 50 Jahre alter Patient den Herztod erlitten haben, weil kein Notarzt greifbar gewesen sei – mehr dazu in Herztod: Liezener Notarztsystem mangelhaft? (5.7.2022).

Steirisches System verbesserungsfähig

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) rief am Dienstag daher zu einer Art Krisengipfel, zu dem neben Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) und SPÖ-Gesundheitssprecher und Klubobmann Hannes Schwarz (SPÖ) auch Vertreter von Ärztekammer und rotem Kreuz geladen waren. Drexler dankte dabei den rund 350 steirischen Notärztinnen und Notärzten, die „täglich Leben retten“. Mit den beiden bekannt gewordenen Fällen, bei denen es Kritik gab, machte man teils „österreichweite Probleme“, teils auch überregionale Probleme verantwortlich. Dennoch könne man auch im steirischen System „optimieren“, so Drexler.

Weiterer Nachthubschrauber geplant

Konkret werde eine Arbeitsgruppe den „scheinbar lukrativeren Dienst“ in den Impfstraßen mit den Notarztdiensten vergleichen und mögliche Ungleichheiten „glätten“, so Drexler. Zudem müsse besonders für den ländlichen Raum mehr Anreiz für Notärzte geschaffen werden. Darüber hinaus soll ein weiterer Rettungshubschrauber im Nachtbetrieb eingesetzt werden. Von den drei Notarzt-Hubschraubern in der Steiermark ist bisher nur jener am Standort St. Michael nachtflugtauglich.

Fokus künftig auch auf „Tele-Medizin“

In einem dritten Schritt soll die Tele-Medizin im Notarztwesen weiter forcieren. Laut Landesrettungskommandant Peter Hansak vom Roten Kreuz ist ein neues Sanitätsgesetz nötig. Das alte sei nach rund 20 Jahren nicht mehr zeitgemäß. Ein Pilotprojekt habe gezeigt, dass Tele-Medizin sehr gut angenommen werde. Damit wolle man nicht den Notarzt ersetzen, aber dieser könne beispielsweise per Videoanruf zugeschaltet sein. Der Sanitäter am Ort des Geschehens sei dann der „Vermittler“, so Hansak. Das Sanitätsgesetz sei aber Sache des Bundes, wurde betont. Als weitere Maßnahme will man bei der Ausbildung noch an Rädern drehen.

Jüngste Vorfälle sollen überprüft werden

Die beiden Notfälle mit Todesfolge sollen von einer externen Kommission aus Expertinnen und Experten überprüft werden. Man wolle schauen, ob da Fehler gemacht wurden, sagte Drexler. Hansak betonte, dass das Notarztsystem „hervorragend“ sei. Ängste wegen Lücken bei den Diensten könne er nicht nachvollziehen. Wenn ein Notarzt gerade nicht zur Verfügung stehe, könne man auf First Responder, Visitendienste oder auch auf ausgewählte niedergelassene Ärzte zurückgreifen: „Das funktioniert seit langem sehr gut.“ Anpassungen seien aber bei den erlaubten Versorgungen, die Sanitäter durchführen dürfen, nötig: „Wir haben da genug Erfahrung gesammelt“, um neue gesetzliche Möglichkeiten einzuführen, ist Hansak überzeugt.

Opposition kritisiert „fehlende Lösungen“

FPÖ-Gesundheitssprecher Marco Triller ließ nach Verkündung dieser Maßnahmen in einer Aussendung ausrichten: „Die Grundproblematik ist der grassierende Ärztemangel.“ In diesem Bereich habe die schwarz-rote Landesregierung vieles verschlafen und nun bestünden massive Missstände, sagt er. Man wolle die Vorhaben daher auf ihre Tauglichkeit prüfen und die Wirkung der Maßnahmen mittels Anfragen beleuchten.

Seitens der steirischen Grünen hieß es: „Es ist furchtbar, dass es erst zu tragischen Todesfällen in der Obersteiermark kommen musste, bevor der Landeshauptmann die Reißleine zieht und einen Krisengipfel einberuft." Schnell greifende Lösungen würden nun aber immer noch fehlen. Das sehen auch NEOS so: “Drexler und Bogner-Strauß müssen die Versorgungssicherheit langfristig sicherstellen und endlich sinnvolle Reformen anpacken“, so Reif, denn ein weiterer Notarzt-Hubschrauber in der Nacht sei zwar begrüßenswert, würde das strukturelle Problem aber nicht lösen.