Essensausgabe Marienstüberl
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SOZIALES

Teuerungen: Anfragen bei Caritas explodieren

Die derzeitige Teuerungswelle hat zu einem massiven Anstieg der Unterstützungsansuchen bei der Caritas geführt. Das sagt Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler im ORF Steiermark-„Sonntagsgespräch“. In Sozialmärkten ist die Mittelschicht angekommen.

Die Teuerung trifft besonders schwer jene, die schon bisher von Armut betroffen waren, immer häufiger aber auch Menschen, die bisher keine Geldsorgen hatten, das bestätigte Nora Tödtling Musenbichler, seit 1. Juli neue Caritas-Direktorin in der Steiermark, im „Sonntagsgespräch“ und belegte das auch mit Zahlen: In den vergangenen Monaten sei die Zahl jener, die die Beratungsstellen der Caritas in Anspruch nehmen um sechs Prozent gestiegen, die Zahl der Erstkontakte sogar um 30 Prozent.

Dringende Soforthilfen, wichtige Langzeithilfen

Die geplante Valorisierung der Sozialleistungen wie der Familienbeihilfe aber auch der Notstandshilfe sei daher enorm wichtig, betonte Tödtling-Musenbichler. „Wir unterscheiden zwischen der schnellen Soforthilfe, die ganz wichtig war für viele Menschen. Aber die Valorisierung der Sozialleistungen, auch die Notstandshilfe, die hoffentlich kommt, sin ein wesentlicher Bestandteil, dass Menschen, die wenig haben, nicht noch weiter durch das Netz fallen. Wir brauchen diese langfristige Hilfe dass Menschen auch wieder gut Fuß fassen können und Anteil haben an der Gesellschaft“, so Tödtling-Musenbichler.

„Wir haben das Glück, dass die Steirerinnen und Steirer sehr solidarisch und spendenfreudig sind. Aber natürlich schauen wir ungewiss in den Herbst hinein, weil wir alle von der Inflation betroffen sind, wie die Spendenfreudigkeit sich entwickelt. Wir hoffen, dass die, die genug haben, die mehr haben, weiter spenden“, so die Caritas-Direktorin.

Nora Tödtling-Musenbichler im Gespräch mit ORF Steiermark-Chefredakteur Wolfgang Schaller.

Marienstüberl: Druck auf Menschen immer größer

Dass immer mehr Menschen immer öfter auch Geld für Lebensmittel und Essen fehlt, merken die Sozialmärkte oder etwa das Marienstüberl in Graz, in dem Menschen in Not eine Gratis Mahlzeit bekommen. Es werde deutlich, dass der Druck auf die Menschen größer wird, sagte Schwester Elisabeth vom Marienstüberl.

„Wir spüren, dass die Menschen unsicherer geworden sind, nicht wissen, was auf sie zukommt, ob sie etwa ihre Wohnung behalten können. Die Menschen sind oft entmutigt, für sich weiterzudenken. Am Ende des Monats kommen viel mehr Menschen, das ist auch bei der Lebensmittelausgabe zu merken. Am Ende des Monats sind die Menschen komplett von uns abhängig“, so Schwester Elisabeth.

Vinzimarkt
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„Es geht ihnen nicht gut“

Auch in den Vinzimärkten der Steiermark merkt man die Auswirkungen der Teuerungen, sagte Svjetlana Wisiak von den Vinziwerken. Die Kundschaft habe sich etwas mehr in Richtung Mittelschicht bewegt.

„Wir merken das nicht erst seit März, sondern seit der Pandemie. Vor der Pandemie waren es 120 Kunden pro Tag, jetzt sind es 180. Natürlich ist es mit den Teuerungen noch einmal schlimmer geworden. Und der Vinzimarkt ist ein gutes Barometer dafür, wie es Menschen mit niedrigem einkommen derzeit geht – und es geht ihnen nicht gut. Es kommen wieder mehr Kundinnen und Kunden in unsere acht Märkte in die Steiermark. Gleichzeitig haben die Warenspenden abgenommen“, so Svjetlana Wisiak.

Ukraine-Flüchtlinge wollen wieder heim

Die Zahl jener Menschen, die aus der Ukraine in die Steiermark flüchten, ist derzeit sehr gering – das bestätigte auch die Caritas-Direktorin. Gleichzeitig würden derzeit viele Geflüchtete versuchen, wieder nach Hause zu kommen, vor allem Familien mit Kindern.

Völlig unklar ist es laut Tödtling-Musenbichler aber, wie es im Herbst aussehen wird – man sei bei der Caritas jedenfalls auf einen wieder stärkeren Zustrom aus der Ukraine vorbereitet und halte die dafür nötigen Mitarbeiter in Bereitschaft, so die Caritas-Direktorin.