Wespe
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Umwelt

Wie sich Hitze auf Insekten auswirkt

Während Wespen verdursten, vermehren sich Blattläuse rasant – die Hitze wirkt sich zunehmend auch auf die Insekten aus. So zwingt sie sie etwa vom Tal in die Berge, wo einen mittlerweile dann durchaus auch Zecken beim Wandern überraschen können.

Der steirische Naturschutzbund listet auf Roten Listen für die Steiermark 955 gefährdete Insektenarten auf. Hauptverursacher ist der Mensch, der mit Monokulturen und dem Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft Schmetterlingen, Fliegen, Mücken, Grashüpfern und Co. Lebensraum und Nahrungsgrundlage nimmt. Zusätzlich macht aber auch die Hitze den Insekten immer mehr zu schaffen.

Durstigen Wespen helfen

Auf der Suche nach Wasser verirren sich Wespen in Wohnräume und Getränkeflaschen. „Man könnte wie für Vögel Tränken hinstellen, und natürlich ist ein Garten mit bunten Wiesenblumen und mit Hecken mit vielen Früchten auch eine Möglichkeit, dass sich Wespen dort sättigen“, schlägt Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbunds Steiermark, vor. Generell hatten Wespen und auch Hummeln aber einen guten Start ins Jahr – mehr dazu in Schon auffallend viele Insekten unterwegs (16.4.2022), und weil der Winter relativ mild war, konnten viele ihrer Königinnen in Erdlöchern überwintern.

Mehr Blattläuse bei Hitze

Insekten brauchen bestimmte Temperaturen, um sich zu vermehren. Herrscht im Winter immer ein totaler Stillstand, stiegen die Generationsfolgen beispielsweisen bei den Blattläusen an den heißen Juli-Tagen rasant an: „Innerhalb weniger Tage und Wochen werden aus einer Blattlaus 50 neue, deren Nachkommen wieder mal 50 und mal 50“, erklärt Gepp die explosiven Zahlen. Von den massenhaften Vermehrungen profitieren auch Marienkäfer und Florfliegen, die sich von Blattläusen ernähren.

Zu trocken für Gelsen

Für Gelsen ist das Wetter allerdings zu trocken – legen sie ihre Eier doch in kleinste Wasseransammlungen, Gräben, Tümpel und Überschwemmungsgebiete: „Aktuell können sich Hochwassergelsen nicht vermehren“, so Gepp. Die Population könnte allerdings innerhalb weniger Wochen wieder steigen, wenn es durch viel Niederschlag wieder genug feuchte Plätze zum Eierlegen gibt.

Zecken heuer kleiner

Bei höheren Temperaturen wandert die Tier- und Pflanzenwelt von Süden nach Norden und vom Tal höher hinauf. „War vor Jahren noch die Regel, über 1.350 Metern gibt es keine Zecken, so stimmt das heute nicht mehr – sie gehen deutlich über 1.500 Meter. Bergfexe werden in allen Höhen der Gefahr ausgesetzt, Zecken mitzubringen“, so Gepp, der auch rät, sich heuer ganz besonders genau nach Zecken zu durchsuchen: „Heuer treten besonders viele kleine und junge Stadien von Zecken auf, die den Menschen befallen.“ Die kleinen Zecken könne man leicht übersehen.

Heimisches Insektensterben und fremde Schädlinge

Gepp spricht von einem eindeutigen Insektensterben und einer Ausdünnung der Artenvielfalt in Österreich: So habe es vor mehr als 100 Jahren wahrscheinlich 100-mal mehr Tagfalter gegeben als heute. Gleichzeitig wurden neue Schädlinge wie der Maiszünsler unter den Kleinschmetterlingen und der Maiswurzelbohrer unter den Käfern aus anderen Kontinenten eingeschleppt, die hierzulande keine natürlichen Feinde haben und sich massenhaft vermehren können.

In der Landwirtschaft versucht man, diese mit Insektiziden und Pestiziden zu bekämpfen, doch „die sind meist nicht nur spezifisch gegen die schädlichen Arten, sondern sie wirken bis hin zu den Honigbienen und anderen heimischen Nützlingen“, sagte Gepp.