Friseurbesuch
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Umwelt & Klima

Haare schneiden und Ozeane reinigen

In mehreren steirischen Friseursalons wandern abgeschnittene Haare seit Kurzem nicht mehr in den Müll: Sie werden stattdessen an ein deutsches Start-up weitergeben, wo sie zu Haarfiltern für die Reinigung von Gewässern weiterverarbeitet werden.

Haare können viel Öl aufnehmen, und diese Eigenschaft geht auch nach dem Schneiden nicht verloren. „Hair Help the Oceans“ weiß das zu nutzen, erzählt einer der Gründer des deutschen Start-ups, Emidio Gaudioso: „Letztendlich muss man sich das so vorstellen, dass wir da die Haare in meterlange Schläuche reinstopfen. Und wenn bei einem Schiff Öl ausläuft, dann wird das praktisch umzingelt.“

Ein Kilo Haare – acht Kilo Öl

Seit dem heurigen Jahr werden bei zahlreichen Partnerfriseursalons – in der Steiermark und auch in anderen Bundesländern – abgeschnittene Haare gesammelt, die dann im deutschen Bückeburg zu Haarmatten verfilzt und in strumpfhosenartige Schläuche gesteckt werden. Mit diesen sollen im Ernstfall Öl, Benzin und Sonnencremereste aus Gewässern gefischt werden. Mit einem Kilogramm Haare können laut Angaben des Unternehmens bis zu acht Kilogramm Öl herausgefiltert werden.

Unter Beweis gestellt wurde diese Kraft bereits im August 2020, als vor der Küste von Mauritius ein Frachter verunglückte: Trotz eines 30 Quadratkilometer großen Ölteppichs konnte mit Hilfe der wasserdurchlässigen Haarschläuche Schlimmeres verhindert werden.

„Alles kann verwendet werden“

Die Schläuche des deutschen Start-ups werden derzeit im Mittellandkanal – dem größten künstlichen Wasserkanal Deutschlands – getestet. Man möchte aber weiter expandieren, und ein kleiner Teil vom haarigen großen Ganzen ist Martina Zink vom Friseursalon am Welsplatz in Hartberg.

Zu tun ist nicht viel: „Alles, was die Leute machen müssen, um zu helfen, ist, zu uns in den Salon zu kommen und sich die Haare schneiden zu lassen – egal welche Länge, welche Textur, jeder Zentimeter hilft mit, alles kann verwendet wird“, so Zink. Man muss sich nur als Salon anmelden und einen Mitgliedsbeitrag zahlen – für die Kunden ändert sich aber nichts, außer dass man etwas Gutes getan hat.