Katze im Tierheim
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Tiere

Fünf Tierheime kündigten Vertrag mit Land

Erst am Dienstag kündigte das Land an, seine Zahlungen an die steirischen Tierheime an die Teuerung anpassen zu wollen – dennoch kündigten am Mittwoch gleich fünf Heime den Leistungsvertrag per Jahresende. Man hofft auf Verhandlungen.

Das Land hatte erst am Dienstag angekündigt, seine Zahlungen an die steirischen Tierheime an die Teuerung anzupassen – dennoch entschieden sich am Mittwoch die Arche Noah Graz, das Tierheim Kapfenberg, das Tierheim Trieben, das Tierheim Franziskus und der Tierschutzverein Leibnitz Adamhof, den Leistungsvertrag zu kündigen: Sie könnten diese „toxische Ehe mit dem Land“ nicht mehr weiterführen, so Karl Forstner, Obmann für Aktiven Tierschutz.

Kosten weit über den Entschädigungssummen

Der Leistungsvertrag regelte die Aufwandsentschädigungen, die eigentlich in die Zuständigkeit des Landes fallen, aber von den Tierheimen erledigt werden. Vom Land erhalte man rund 635.000 Euro Entschädigung – im Jahr 2020 beliefen sich die Gesamtkosten aber auf knappe 1,7 Millionen Euro.

Tierheime kündigen Verträge mit Land

Fünf steirische Tierheime, darunter die Grazer Arche Noah, kündigen mit 2023 ihre Verträge mit dem Land. Sie sind in Zukunft nicht mehr bereit, von Amtstierärzten abgenommene Tiere zu betreuen. Der Grund: Sie bekommen aus ihrer Sicht zu wenig Geld für ihre Leistungen.

Die Entschädigungssumme decke seit Jahren nicht mehr die Kosten – Verhandlungen seien bis jetzt erfolglos geblieben. „Die Schere ist zu weit aufgegangen – die Mittel, die vom Land bezahlt werden, decken die Personalkosten nicht ab, und es gibt natürlich noch viele Kosten außer der Personalkosten“, so Forstner.

„Ich kann nicht einmal mehr die Löhne zahlen“

Nina Mocnik vom Tierheim Franziskus stellte klar: „Bei uns ist es so, dass wir beinahe 60 Prozent selbst finanzieren müssen über Spenden und etwa 40 Prozent über diese Aufwandsentschädigung abgegolten bekommen.“ Hans Nagl, der Obmann vom Tierheim Trieben, ergänzt: „Ich kann das nicht mehr aufrecht erhalten. Ich muss zwei Mal im Jahr meine Unterlagen von der Buchhaltung hinlegen – die sehen ganz genau, was los ist. Ich kann nicht einmal mehr die Löhne zahlen.“ Weitere Kosten wie Tierarzt, Versicherungen oder Müllentsorgung kämen noch dazu.

Ernste Verhandlungsgespräche gefordert

Nagl will, dass das Land einmal ernsthaft zuhöre und dies nicht nur verspreche: Neue Verträge oder eine Umstrukturierung des Tierheimwesens in der Steiermark stehen zumindest seitens der Tierheime im Raum. „Man hat natürlich schon die Hoffnung, dass es zu wirklich ernsten Verhandlungsgesprächen kommt“, so Mocnik.

Tiere sollen nicht unter der Kündigung leiden

Zuständig für den Tierschutz in der Steiermark ist Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) – er meinte am Mittwoch in einer Aussendung: „Der bekannt gegebene Schritt der Vertragspartner ist enttäuschend, denn als Land Steiermark haben wir in den vergangenen Jahren vieles umgesetzt und den Tierschutz in der Steiermark auf ein neues Level gehoben.“

Es stehe außer Frage, dass die Unterbringung und damit das Wohl der Tiere in Zukunft sichergestellt werde: „Dafür arbeiten wir mit Hochdruck“, so Lang in der Aussendung.

Gegen mehrere Personen und Vereine laufen derzeit von der Staatsanwaltschaft angeleitete Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue, der Nötigung, der Tierquälerei und des Betrugs.