Frau hält traurigen Jungen im Arm
Unsplash/Jordan Whitt
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Soziales

Enormer Personalmangel bei Kinder- und Jugendhilfe

Nicht nur im Gesundheitsbereich gibt es einen enormen Personalmangel, auch in der Sozialpädagogik. Es mussten sogar schon mehrere Kinderkrisenzentren geschlossen werden, weil es zu wenig Personal gibt.

Die CoV-Pandemie und auch das Homeschooling führten in sozialpädagogischen Wohngemeinschaften zu höherem Betreuungsaufwand und zu zusätzlicher psychischer Belastung.

Keine Bewerber

Beim Krisenzentrum Krisun in Kapfenberg etwa kündigten mehrere Mitarbeiterinnen, sagt Sozialarbeiter Thomas Jaklitsch. Das Krisenzentrum hatte sieben Plätze für von Polizei oder Psychiatrie zugewiesene Jugendliche. „Wir haben dann mit einer zusätzlichen Kündigung einer Mitarbeiterin die Mindestanforderungen an Personal unterschritten, und wir haben dann einen Aufnahmestopp für neue Jugendliche seitens des Landes Steiermark bekommen, weil es einfach schlichtweg keine Bewerberinnen oder Bewerber gibt.“ Daher wohnen seit Juni in dem Krisenzentrum vorerst keine Jugendlichen mehr.

Aber auch Einrichtungen, in denen Kinder längerfristig leben, haben Probleme, sagt die Vorsitzende des Dachverbands der Kinderhilfeeinrichtungen Steiermark, Uli Reimerth – nämlich, „dass wir Wohngruppen haben, wo Kinder nicht aufgenommen werden können, weil man auch hier nicht ausreichend Personal zur Verfügung habe, um die Betreuung sicherzustellen“.

Kinderhilfe als gefährdet gemeldet

So hat der Dachverband dem Land – ebenso wie in Salzburg – die Kinderhilfe als gefährdet gemeldet. Man versucht gegenzusteuern, indem man Sozialpädagogik-Studierenden Teilzeitjobs anbietet, wobei aus mehreren Bundesländern zu hören ist, dass die Qualifikationsanforderungen oft nicht sinnvoll seien.

„Wir haben einen Bewerber gehabt, einen Lehrer – gleichzeitig ist er Psychotherapeut. Aber das Land Steiermark hat ihn uns nicht genehmigt: Als Psychotherapeut dürfte er zwar mit den Kindern Therapie machen, aber nicht bei uns angestellt arbeiten“, sagt Krisenzentrumsmitarbeiter Jaklitsch.

„Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten flexibel“

Vom Land heißt es, die Sozialabteilung gehe im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten flexibel vor, könne Qualitätsstandards aber nicht ignorieren. Sozialarbeiter Jaklitsch aber meint: „Die, die bereit sind, im Nachtdienst und an Wochenenden zu arbeiten, dürfen nicht, andere wiederum wollen nicht.“