Schon jahrelang finden auf dem Areal des ehemaligen NS-Lagers in Liebenau archäologische Grabungen statt. Eine Gedenktafel erinnert an das Schicksal der bis zu 5.000 dort untergebrachten Zwangsarbeiter bzw. der Opfer des Todesmarsches im Frühjahr 1945. Vergangene Woche wurde rund um diese Gedenktafel wieder gegraben, erzählte Rainer Possert von der Gedenkinitiative Graz-Liebenau: „Man hat Kämme entdeckt, Glasperlen und vor allem viele Schuhreste.“
Funde bekräftigen Zeitzeugenerzählungen
Entdeckt wurden auch Tierknochen und Schneckenhäuser von Weinbergschnecken. Im Kontext mit Zeitzeugenberichten könnte das von enormer Bedeutung sein, so Possert. Denn Zwangsarbeiter hätten berichtet, keine Verpflegung bekommen zu haben und sich notgedrungen von Gras, Raps, Klee und eben auch Schnecken ernährt zu haben. Auch wird vermutet, Menschen hätten den Zwangsarbeitern Schlachtreste über den Zaun geworfen, um ihnen so etwas Nahrung zukommen zu lassen. Das könnten die Tierknochenfunde bekräftigen.

Was mit den jüngst gefundenen Gegenständen passiert, ist noch unklar, so Possert: „Wir haben einen Vertrag mit der Stadt Graz, laut dem wir die Funde der Stadt übergeben müssen, dem Graz Museum. Also es landet alles im Stadtarchiv. Man hat ja schon vor fünf Jahren Kleidungsstücke und viele Hinterlassenschaften von NS-Opfern gefunden, die leider nie ausgestellt worden sind.“
Zudem hätten vor einigen Monaten Knochenspürhunde an mehreren Stellen mögliche Gräber erschnüffelt, so Possert. Ob auch dort künftig archäologische Grabungen stattfinden werden, sei allerdings noch unklar.