Wissenschaft

Land fördert unkonventionelle Forschung

Das Land Steiermark unterstützt 16 unkonventionelle Forschungsprojekte. Dabei geht es unter anderem um Implantate zur Chemotherapie oder um die Emotionsregulation von Frauen. Für diese „UFOs“ stellt das Wissenschaftsressort insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Frauen haben großes Interesse an „True Crime“, also realen, morbiden Kriminalfällen im TV, in Büchern oder Podcasts. Corinna Perchtold-Stefan von der Karl-Franzens-Universität untersucht in einer ersten groß angelegten Studie, ob das Erleben von kontrolliertem „Horror“ und insbesondere der Konsum von „True Crime“ eine kreative und alltagstaugliche Strategie sein könnte, die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Angst und Bedrohungen zu trainieren.

Die Hausapotheke von Tausendfüßern

Am Institut für Biologie der Uni Graz setzt sich Michaela Bodner wiederum mit Tausendfüßern auseinander. Sie besitzen wohl eines der auffälligsten chemischen Verteidigungssysteme im Tierreich: Aus Drüsen wird ein Sekretcocktail abgesondert. Diese „Hausapotheke“, mit der sie sich effektiv gegen Räuber, Pilze und Bakterien schützen, könnte für die Erforschung von neuen Medikamenten und Antibiotika interessant sein. In ihrem Projekt will Bodner bisher unerforschte Arten aus der Tausendfüßergruppe auf ihre Drüsenchemie hin untersuchen.

Tumore gezielt bekämpfen

Die Behandlungsmöglichkeiten eines Gehirntumors sind heute noch immer limitiert. Linda Waldherr von der Medizinischen Uni Graz forscht beispielsweise an effizienteren Alternativen bei der Therapie. Eine neue Implantat-Technologie (ELPHI) soll die präzise lokale Verabreichung von Chemotherapeutika direkt in den Tumor ermöglichen. „Damit ebnen wir einen neuen Weg, um das Wachstum von Hirntumoren effizient zu stoppen und die Überlebenschancen der Betroffenen zu verbessern“, erklärt Waldner vom Lehrstuhl Biophysik des Gottfried Schatz Forschungszentrums.

Ein zu hoher Blutzuckerspiegel kann bei schwangeren Diabetikerinnen zu Komplikationen in der Schwangerschaft und danach führen. Biowissenschafter und Sportmediziner der Universität Graz sind überzeugt, dass die Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft mit körperlicher Aktivität verbessert und damit auch negative Folgen verhindert werden können. Die von Pedro P. Acosta Manzano vom Institut für Bewegungswissenschaften beantragte Studie (MERIT1D) untersucht, zu welchem Zeitpunkt – vor oder nach dem Mittagessen – körperliche Aktivität am wirksamsten ist.

Trend zu unkonventionellen Zugängen

In der ersten Förderrunde wurden insgesamt 40 Anträge eingereicht, vonseiten des Wissenschaftsressorts des Landes wurden 16 Förderzusagen mit maximal 100.000 Euro gemacht. „Unseren Erfolg als Innovations- und Forschungsland verdanken wir unseren qualifizierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die mit ihrer Arbeit viel Erstaunliches zutage bringen. Dieses Potenzial möchte ich weiter heben und den internationalen Trend zu unkonventionellen Zugängen in der Grundlagenforschung auch in der Steiermark aufgreifen“, betont Wissenschafslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP).