Unwetter

Sturm sorgte für Schäden in Millionenhöhe

Die Sturmfront, die am Donnerstag über die Steiermark gezogen ist, hat in vielen Regionen ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Die Schäden sind enorm und suchen ihresgleichen – die Reparaturen werden Wochen dauern.

Durch den Sturm wurden vor allem in der West- und der Obersteiermark hunderte Hausdächer beschädigt. Diese galt es am Freitag vor dem nächsten Regen dicht zu machen. Die Landesleitzentrale verzeichnete mehr als 1.400 Einsätze – Graz ausgenommen. Knapp 400 Feuerwehren und rund 5.000 Kameradinnen und Kameraden halfen. Die Hotspots waren die Bereiche Bruck an der Mur, Graz-Umgebung, Leoben, Voitsberg, Knittelfeld, Mürzzuschlag, Deutschlandsberg und Judenburg.

Weiterhin Haushalte ohne Strom

Am Freitagabend waren immer noch 2.000 Haushalte in der Steiermark ohne Strom. Auf Hochdruck arbeiten seit Donnerstagnachmittag neben den Feuerwehrleuten daher auch die Monteure der Energie Steiermark: Gut 180 Trafostationen müssen wieder in Betrieb genommen werden.

Die unglaubliche Sturmfront ist am Donnerstagnachmittag über so gut wie alle steirischen Bezirke gezogen. An der Wetterstation Neumarkt wurden 139 km/h gemessen. Das kam hier seit Messbeginn im Jahr 1993 noch nie vor: Die höchste hier bisher gemessene Windspitze waren 100 km/h im Jänner 2008. Weitestgehend verschont blieb nur die Südoststeiermark. Steiermarkweit waren zwischenzeitlich bis zu 85.000 Haushalte ohne Strom.

Unwetterschäden
FF
Quer durch die Steiermark sorgte der Sturm für Schäden

Schäden in dieser Dimension sind selten und hat es in den vergangenen 15 Jahren in der Steiermark überhaupt nicht gegeben hat, bestätigen die Energie Steiermark und die Feuerwehr. Allein im Bereich der Landwirtschaft rechnet die Hagelversicherung mit Schäden in der Höhe von einer Million Euro.

„Riesenkatastrophe für Bauern“

Besonders hoch ist der Schaden in der Forstwirtschaft. Nach ersten Schätzungen sind rund 400.000 Festmeter Holz dem Sturm zum Opfer gefallen. Um das Ausmaß des Schadens zu erkennen: Um 400.000 Festmeter Holz abzutransportieren, sind knapp 15.000 Lkw-Züge notwendig. Agrar-Landesrat Johann Seitinger spricht von einem Schaden von rund 20 Millionen Euro.

Unwetter
ORF
Viele Bäume wurden genau in der Mitte abgerissen

„Das Problem dieses Sturms ist, dass er die Bäume genau in der Mitte abgerissen hat; genau dort wo der höchste Schadholzanteil entsteht. Und das ist auch das Problem des Aufarbeitens: Die Spannungen in den Stämmen. Hier gehören Facharbeiter her; das ist natürlich eine Riesenkatastrophe für die Bewirtschafter und Bauern“, betont der Agrarlandesrat.

ZAMG: Anderer Verlauf als berechnet

Ab Donnerstagvormittag (ab 9.48 Uhr) lag von der ZAMG eine gelbe Gewitterwarnung für ganz Osttirol und ganz Kärnten, den Großteil von Salzburg, die Westhälfte der Steiermark, Oberösterreich südlich der Donau und einen Teil des niederösterreichischen Mostviertels vor. Weiters gab es ab diesem Zeitpunkt eine orange Gewitterwarnung für Teile von Osttirol und Oberkärnten. Innerhalb von Minuten ist das Sturmtief verheerender als erwartet über die Steiermark gezogen. Anders als beim Sturmtief Paula im Jahr 2008 konnte man sich diesmal nicht vorbereiten.

Unwetterschäden
Reinhard Angerer/Frohnleiten
Ganz plötzlich ist am Freitagmittag der Sturm aufgezogen

Harald Eitner, Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, schildert: „Wir haben erst sehr knapp vor dem Eintreffen des Sturms eine Warnung von der ZAMG erhalten. Ich habe mit Experten dort gesprochen und die sagen, es war ein völlig anderes Windereignis als etwa bei Paula. Damals gab es große Druckunterschiede, die man zwei Tage vorher genau berechnen konnte. Dieses Mal ist es so gewesen, dass eine Gewitterfront die warme Luft sehr rasch vor sich hergeschoben hat – das ist das, was wir als Sturm empfunden haben – und das war scheinbar wirklich schwer zu prognostizieren.“

Kirchturm
ORF/Theny
Die Einsätze – wie hier in Bruck, wo ein Kirchturm-Kreuz geradegerückt und gesichert werden musste – sind umfangreich

Die große Schwierigkeit sei, dass man den Wind nicht über Satteliten messen könne, weil man ihn – anders als Wolken – nicht sehen kann. In dem Moment, in dem man ihn messen kann – am Boden – ist er bereits da.

Großaufgebot der Feuerwehr im Dauereinsatz

Insgesamt 767 Feuerwehren gibt es in der gesamten Steiermark. 396 waren insgesamt im Einsatz, das ist die Hälfte aller Feuerwehren. 5.000 Feuerwehrkräfte rückten steiermarkweit aus. 1.400 Schadenslagen sind in das Einsatzleitsystem eingegangen, so Sprecher Thomas Meier: „Vor allem im obersteirischen Raum sind noch einige Schadstellen offen; wo unsere Kräfte zwar bis spät in die Nacht hinein gearbeitet haben, sich mit der Dunkelheit aber trotzdem zurückgezogen haben, um sich kurz auszuruhen, auch aus Sicherheitsgründen.“

Unwetterschäden
FF
Die Feuerwehr Knittelfeld ist eine von fast 400 Feuerwehren, die steiermarkweit wegen der Unwetter im Einsatz standen.

Landeshauptmann Christopher Drexler von der ÖVP, Katastrophenschutzreferent der Landesregierung, hat sich am Rande einer Pressekonferenz bei den Einsatzkräften bedankt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt hervorgehoben: „Es ist ein gutes Gefühl in einem Land zu leben, in dem man weiß, dass wenn die Sirenen heulen, die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren auch tatsächlich zu den Rüsthäusern eilen und sich in ihren Einsatz begeben. Das ist ein Zeichen großen gesellschaftlichen Zusammenhalts, dass man nie vergessen sollte, wenn wie so oft in den letzten Jahren von der Spaltung der Gesellschaft die Rede ist.“

Wochenlange Reparaturen an Strom-Netz

Am schwersten getroffen hat es den obersteirischen Raum, aber auch die Weststeiermark und den Norden von Graz. Die Feuerwehr musste zum Beispiel Drehleitern aus der Oststeiermark in die Obersteiermark bringen.

Die Schäden sind enorm. 85.000 steirische Haushalte waren zum Höhepunkt am Donnerstag ohne Strom, so Urs Harnik von der Energie Steiermark: „Unsere Monteure haben die ganze Nacht durchgearbeitet. Überall dort, wo das möglich war. Aber noch immer ist die Herausforderung, zu einzelnen Störungsstellen vorzudringen. Es sind viele, viele Einzelstellen, die hier betroffen sind. Und vieles wurde auch nur provisorisch in Stand gesetzt. Das heißt, die Reparaturen werden Wochen dauern.“

Unwetterschäden
FF Wettmanstätten
Zahlreiche umgerissene Bäume – wie hier in Wettmannstätten – müssen beseitigt werden.

Menschen wurden eingeschlossen, mussten aus alpinen Notlagen gerettet werden; unzählige Dächer, Strommasten, Straßen, Eisenbahnstrecken sind durch den Sturm in der Steiermark zerstört worden. Das große Aufräumen geht am Freitag also weiter. Und da sind sehr viele helfende Hände im Einsatz, neben Feuerwehren, den Mitarbeitern der Energie Steiermark auch die Polizei, die Bergrettung und die unzähligen Mitarbeiter in den Gemeinden.

Bahnverkehr weiter unterbrochen

Nach dem großflächigen Ausfall des Zugverkehrs wegen des heftigen Unwetters gibt es weiter Streckenunterbrechungen in Teilen der Steiermark und Kärntens. Aufräum- und Reparaturarbeiten seien in vollem Gange, zahlreiche Behinderungen dank des Einsatzes der ÖBB-Reparaturteams bereits behoben worden, teilte das Unternehmen in der Nacht auf Freitag mit. Gesperrt bleiben die Strecken Leoben bis Friesach bzw. St. Michael bis Wald am Schoberpass den ganzen Freitag bis Mitternacht.

Ab voraussichtlich Samstag Betriebsbeginn sind diese Strecken wieder eingleisig befahrbar. Die Fernverkehrszüge (Rail- bzw. Nightjet) von Wien nach Venedig und retour werden am Freitag über Salzburg umgeleitet. Die Fernverkehrszüge von Wien nach Villach bzw. von Graz bis Selzthal entfallen am Freitag. Passagiere werden gebeten, Alternativverbindungen über Salzburg bzw. den Nahverkehr zu benutzen. Schienenersatzverkehr wurde zwischen Leoben und Friesach und zwischen St. Michael und Wald am Schoberpass eingerichtet.