Heizkörper
APA/dpa
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Wirtschaft

Fernwärme wird um 65 Prozent teurer

Auf rund 100.000 steirische Fernwärmekunden kommen ab Oktober Mehrkosten von etwa 50 Euro pro Monat zu – Energie Steiermark und Energie Graz wollen so weitere Verluste vermeiden. Das Land wird daher den Heizkostenzuschuss verdoppeln.

Die hohen Preise für Gas und Erdöl bekommen jetzt auch die steirischen Fernwärmekunden zu spüren – rund 100.000 Haushalte beziehen Fernwärme von der Energie Steiermark und der Energie Graz. Die Unternehmen betonen, mit der angekündigten Erhöhung nur Preissteigerungen abzufedern. Gewinne zu steigern sei kein Grund dafür.

Land Steiermark muss zustimmen

Jetzt reichten die beiden Unternehmen einen Antrag bei der Preisbehörde des Landes ein, die Preise für EndkundInnen in der Landeshauptstadt Graz ab 1. Oktober um durchschnittlich rund 65 Prozent zu erhöhen. Das bedeutet für einen durchschnittlichen Wohnungshaushalt mit einem Verbrauch von 7.500 kWh eine monatliche Mehrbelastung von rund 50 Euro.

Das Amt der Steiermärkischen Landesregierung prüft nun die eingelangten Anträge und muss diese per Bescheid erledigen, hieß es am Freitag in einer Aussendung. Es handle sich hierbei um ein behördliches Verfahren. Den Anträgen wird stattgegeben werden müssen, wenn sich die Angaben im Zuge der Prüfung als volkswirtschaftlich gerechtfertigt plausibilisieren, so die Begründung.

Hohe Bezugspreise führen zu Verlusten

Die Einkaufspreise für Erdgas waren in den letzten Monaten um fast das Zehnfache gestiegen, heißt es von den Energieanbietern – diese Mehrbelastung seien bis dato nur in geringem Umfang an die rund 100.000 steirischen Fernwärmekundinnen und -kunden weitergegeben worden. Das hatte allein im Jahr 2021 einen Verlust in der Höhe von rund zwölf Mio. Euro für die Energie Steiermark zur Folge. Dieser Verlust drohe nun aber bis 2023 auf über 50 Mio. Euro anzuwachsen, hieß es am Freitag.

Fernwärme wird um 65 Prozent teurer

Auf rund 100.000 steirische Fernwärmekunden kommen ab Oktober Mehrkosten von etwa 50 Euro pro Monat zu – Energie Steiermark und Energie Graz wollen so weitere Verluste vermeiden. Das Land wird daher den Heizkostenzuschuss verdoppeln.

Die Energie Steiermark habe bereits im Vorfeld umfassende Maßnahmen ergriffen, um entsprechende Abfederungen der exorbitanten Preisentwicklung zu erreichen: So seien etwa 25 Millionen Liter Heizöl Extraleicht für den Betrieb des Fernwärmeheizwerkes in Graz eingekauft und 400 Gigawattstunden Erdgas aus nicht russischen Quellen organisiert worden, um eine sichere Versorgung in der kommenden Heizperiode gewährleisten zu können.

Sinkende Preise weitergeben

Die Regulierungssystematik der Fernwärmepreise sieht einerseits eine Preiserhöhung, aber auch eine zwingende Preissenkung, abhängig von den tatsächlichen Einkaufspreisen der Fernwärme vor, hieß es von der Energie Steiermark. Das bedeute: Wenn die Einkaufspreise wieder sinken, sind Energie Steiermark und Energie Graz auch verpflichtet, eine entsprechende Preissenkung durchzuführen.

Härtefallfonds eingerichtet

In Kooperation mit der Caritas Steiermark und der Stadt wurde von den Energieunternehmen ein Härtefallfonds in Höhe von 1,1 Mio. Euro eingerichtet. Zusätzlich werden Personalkosten für Berater und Beraterinnen finanziert, die von Energiearmut betroffenen Menschen rasch und unbürokratisch helfen können. „Wir setzen alles daran, vor allem auch im Wärmebereich die Ökologisierung der Energieproduktion rasch voranzutreiben, um die Abhängigkeit von Gas massiv zu reduzieren“, so das Vorstands-Duo der Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf.

Heizkostenzuschuss wird verdoppelt

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) reagieren mit höheren Zuschüssen: „Wir werden jetzt als Sofortmaßnahme für die kommende Saison den Heizkostenzuschuss des Landes Steiermark auf 340 Euro verdoppeln. Gleichzeitig appellieren wir eindringlich an die Bundesregierung, das angekündigte Modell der Strompreisbremse rasch in Umsetzung zu bringen, um eine spürbare Entlastung für die Haushalte bei den Energiepreisen zu schaffen."

Im Vorjahr bekamen laut Landesregierung insgesamt 13.164 Haushalte den Heizkostenzuschuss des Landes Steiermark. Der verdoppelte Heizkostenzuschuss für den kommenden Winter werde von der Landesregierung noch im September beschlossen und soll ab 1. Oktober bei den Gemeinden bzw. bei der Stadt Graz beantragt werden können.

Investitionen in nachhaltige Projekte

Für den Bau von Erneuerbare-Energie-Projekten ist in den Budgets der kommenden Jahre in Summe ein Investitionsprogramm von rund zwei Milliarden Euro vorgesehen. Im Bereich Fernwärme werden gemeinsam mit Partnern über 300 Millionen Euro investiert. Das Paket „Wärme 2020/2030“ wurde unter der Ägide des Leiters des Grazer Umweltamtes gemeinsam mit der Energie Steiermark und der Energie Graz erarbeitet und sieht einen schrittweisen Ausstieg aus der fossilen Versorgung vor.