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Tiere

Präventives „Wolfsmanagement“ gefordert

Bisher haben Wölfe die Steiermark nur als Transitland gesehen, Experten rechnen aber bald mit einer Rudelbildung. Auch wenn nicht von einem Brennpunkt die Rede sein könne, so seien doch Vorbereitungen notwendig. Die Jägerschaft fordert konkrete Maßnahmen.

In Österreich sind dieses Jahr 31 Wolfsindividuen vor allem in Kärnten, Tirol und mittlerweile auch in Niederösterreich nachgewiesen worden; rund 500 Tiere – vor allem Schafe und Rinder – wurden nachweislich gerissen, erklärte Albin Blaschka, Geschäftsführer des Österreichzentrums Bär Wolf Luchs.

Im Gegensatz zu Tirol und Kärnten ist der Wolf in der Steiermark noch kein häufig gesehener Gast: Laut den Experten des Österreichzentrums Bär Wolf Luchs gab es 2022 erst zwei Schafe, die nachweislich von einem Wolf gerissen wurden, 2021 wurden acht Schafe und zwei Gattertiere von dem Beutegreifer erlegt – mehr dazu in Neuerliche Wolfssichtung verunsichert Bauern (26.4.2022).

Keine unmittelbare Bedrohung

Noch sind es nur durchziehende Einzeltiere, aber in etwa zwei Jahren wird auch in der Steiermark eine erste Rudelbildung erwartet, sagt Blaschka: „Die Dringlichkeit zu handeln ist in der Steiermark aber im Gegensatz zu den Brennpunkten Tirol und Kärnten eine ganz andere.“

Wolfsriss
Privat
Ende April wurde binnen einer Woche zwei Mal ein Wolf gesichtet – zuletzt im Raum Neumarkt im Bezirk Murau.

Doch der Wolf sei eine „hochmobile Art“, legt er doch bis zu 100 Kilometer an einem Tag zurück. Der Schwerpunkt der Wolfssichtungen in der Steiermark liegt im Westen, vor allem an der Grenze zu Kärnten; im Vergleich zum Nachbarbundesland sind aber auch die Sichtungen in der Steiermark gering. Dennoch seien Vorbereitungsmaßnahmen wichtig, so Blaschka.

Jägerschaft ist alarmiert

Ähnlich sieht es Marion Kranabitl-Sarkleti, Geschäftsführerin der Steirischen Jägerschaft: „Bisher sind es Einzeltiere. Wir sind da, wo Deutschland vor einigen Jahren war, an der Schwelle. Wir rechnen in den kommenden zwei Jahren mit einer ersten Rudelbildung.“

Was das dann genau bedeutet, ließe sich schwer vorhersagen: Es gebe problemlose Fälle, etwa in Übersee, so die Jägerin, meist dann, wenn die Elterntiere selbst nicht gelernt haben, über Zäune zu springen. Das werde dann auch nicht an Jungtiere weitergegeben, und dann könne ein Zusammenleben neben Viehwirtschaft funktionieren.

Doch es könne auch ganz anders kommen, erklärt Kranabitl-Sarkleti: „Andere Länder sind da viel weiter als wir. Bei uns sind offener Abfall und Essenreste hinter vielen Gasthäusern zu finden. Die Tiere lernen, dass es neben dem Menschen Futter gibt. Wenn sie einmal die Scheu verloren haben, wird es schwierig, und diese Tiere lernen sehr schnell.“

„Wolfsmanagement“ nach Schweizer Vorbild

Die Vertreterin der steirischen Jägerschaft mahnt einen Stufenplan ein. Man müsse offen über Abschüsse sprechen, auch schon im Welpenalter, „um den Wolf scheu zu halten“. Die Schweiz mache es vor, spreche aber wenig darüber: „Wo das Zusammenleben funktioniert, wird gemanagt“, so die Jägerin.

Man dürfe keinesfalls abwarten oder zu spät reagieren: „Es ist nicht lustig, wenn ein Rind nachts 20 Kilometer weit gehetzt wird.“ Probleme sieht sie auch auf den Almen, die kaum mit Zäunen zu sichern seien. Herdenhunde seien auch nicht immer eine Lösung: „Die sind gut und schön, aber wenn diese dann von den Beutegreifern verletzt werden, muss das die Gesellschaft auch aushalten.“