Universität Hörsaal Graz
APA/ANNEMARIE HAPPE
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BILDUNG

Millionenschwerer Hilferuf der steirischen Unis

Am Dienstag haben die fünf steirischen Universitäten auf große Probleme durch die Teuerung aufmerksam gemacht. Bis zu 200 Millionen Euro fehlen ihnen. Der ordentliche Universitätsbetrieb sei nicht aufrechtzuerhalten, werde keine Hilfe vom Bund kommen, hieß es.

100 bis 200 Millionen Euro fehlen bis zum Ende der laufenden Leistungsvereinbarung mit dem Bund Ende 2024. Einsparungen ohne langfristigen Schaden seien kaum möglich, hieß es bei einer Pressekonferenz in Graz. Harald Kainz, Rektor der TU Graz, sprach zusammen mit Rektor Helmut Samonigg von der Medizinischen Uni Graz, Martha Mühlberger, Vizerektorin der Montanuniversität Leoben, und Georg Schulz, Rektor der Kunstuni Graz, von einer „Kostenexplosion“. Peter Riedler, geschäftsführender Rektor der Universität Graz, ließ sich wegen Krankheit entschuldigen.

Bereits vor einigen Monaten hatte sich die Universitätenkonferenz (uniko) mit einem ähnlichen Appell gemeldet. Österreichweit wurde dabei ein Fehlbedarf von rund einer halben Milliarde Euro geortet. Derzeit laufen dazu Verhandlungen zwischen Unis, Bildungs- und Finanzministerium.

Inflation noch nicht einberechnet

Die Finanzierung der Universitäten wird alle drei Jahre in Form von Leistungsvereinbarungen und fixen Budgets zwischen Bund und Hochschulen abgeschlossen. Die aktuelle Periode läuft bis Ende 2024, doch die Planungen stammen noch aus der Zeit vor der starken Inflation und Teuerung, schilderte Kainz.

Bei der letzten Überprüfung der laufenden Zahlen im Mai hatten bei einer Inflation von „nur“ fünf Prozent bereits 105 Millionen Euro bis Ende 2024 gefehlt, um die Jahre ausgeglichen abzuschließen, rechnete Samonigg vor. Dabei fallen unter anderem rund zehn Mio. Euro zusätzlich für Gebäudemieten an, plus 53 Millionen Euro für den Personalaufwand, plus 18 Millionen Euro für Infrastruktur und plus 23 Millionen Euro an Energiekosten. Die neuen Zahlen mit einer Inflation von mehr als neun Prozent würden noch gar nicht vorliegen, könnten aber ein Minus von sogar 200 Millionen Euro bringen, so die Befürchtung der Rektorinnen und Rektoren.

Pressekonferenz
ORF

Schließungen möglich und weitere „große Sorge“

Allein 23 Millionen Euro würden dabei auf Mehrkosten im Bereich der Energie fallen. Gebe es nur einen Teuerungsausgleich von fünf Prozent, wären die Folgen weitreichend bis hin zu Laborschließungen, sagte Harald Kainz.

„Theoretisch werden wir unter diesen Rahmenbedingungen gewisse Dinge schließen müssen. Weil wir einfach das Personal dann nicht haben, um diese Anlagen zu betreiben. Die große Sorge, die wir alle haben: Wir haben es in den vergangenen Jahren geschafft, zum Teil international herausragende Persönlichkeiten in die Steiermark zu holen an unsere Unis. Und wenn die uns wieder verlassen, weil die Rahmenbedingungen sich verschlechtern, ist das ein gewaltiger Schaden. Nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Wirtschaft“, so Kainz.

Personal zuerst betroffen, Kündigungen möglich

Als Erstes würde es das Personal treffen: Rund 1.000 Stellen seien wohl bei der aktuellen Inflation von mehr als neun Prozent betroffen. 53 Millionen Euro beträgt die Finanzierungslücke laut Unis beim Personal. Bleiben rasche Lösungen aus, könnten schon im kommenden Jahr ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden – auch Kündigungen müssten wohl folgen. Samonigg zeichnete die weiteren Folgen auf: „Das bringt einen Knick und wir fürchten eine Abwärtsspirale, der Rückschritt wäre nicht aufholbar und bringe einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit.“

Zulasten der Studiengeneration

Unter der dann geringeren Anzahl an Lehrpersonen leide schließlich auch die ohnehin schon von Covid geplagte Studierendengeneration. Es könnte zu Studienverzögerungen kommen, bei Wahlfächern würde als Erstes eingespart werden, teure Labore würden reduziert, gutes Material in Bibliotheken würde fehlen und man könnte weniger ausländische Gastforschende an die Unis holen, skizzierte Schulz vor und fasste zusammen: „Die Qualität der Lehre würde sinken.“ Einsparungen seien kaum möglich, da rund 72 Prozent des Budgets für Personal verwendet wird und dabei der Großteil für Lehrende und nicht für die Verwaltung aufgebracht werden muss.

Rascher Ausgleich vom Finanzminister gefordert

Kainz forderte einen raschen Ausgleich der Finanzierungslücke seitens des Bundes, konkret seitens des Finanzministers. „Wir wissen, dass gerade alle an seine Tür klopfen, aber wir sind in einer besonderen Situation“, so Kainz weiter. Im Herbst muss das Budget für 2023 den Uniräten vorgelegt werden, Maßnahmen im Herbst seien daher zu spät. Es müsse kurzfristige Zusagen geben.