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Landwirtschaft

Apfelbauern fordern mehr Geld vom Handel

Die steirische Apfelernte läuft und wird gut durchschnittlich erwartet. Auch die Obstbauern kämpften mit steigenden Produktionskosten, so die Landwirtschaftskammer. Sie fordert vom Handel 15 Cent pro Kilo Äpfel mehr, das sei „zukunftsentscheidend“.

Außergewöhnlich aromatsisch seien die steirischen Äpfel heuer, die Ernte werde mit prognostizierten 148.000 Tonnen guter Schnitt sein, sagte Landwirtchaftskammerpräsident Franz Titschenbacher am Dienstag. Damit sei die Versorgung der Bevölkerung zu 100 Prozent bis zum nächsten Sommer gesichert, etwa ein Drittel der heurigen Ernte könne sogar exportiert werden.

15 Cent mehr vom Handel gefordert

Die allgegenwärtigen Teuerungen würden aber auch den Obstbauern zusetzen, so Titschenbacher. 1.050 Apfelanbaubetriebe gibt es in der Steiermark. Seit August 2021 seien die Dieselpriese um 33, die Düngerpreise um 150 Prozent gestiegen. Mit 15 Cent schlage sich die Teuerung für die Herstellung von einem Kilo Äpfel für die Obstproduzenten zu Buche.

„Für die 1.050 steirischen Obstproduzenten sind 15 Cent mehr pro Kilo zukunftsentscheidend – diese haben also für das Überleben der Obstbaubetriebe eine existenzielle Wirkung. Es liegt in der Hand des Handels ohne spürbare Auswirkungen auf den Endverbraucherpreis, den Obstproduzenten direkt die betriebswirtschaftlich erforderlichen 15 Cent pro Kilo zuzugestehen“, so Titschenbacher.

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Appell, regional zu kaufen

Kammer-Vizepräsidentin Maria Pein appellierte an die Bevölkerung, zu heimischem Obst zu greifen: Etwa 5.000 Menschen fänden im Umfeld des steirischen Obstbaus einen sicheren Arbeitsplatz, das Obst werde vor der Haustür zu hohen Standards klimaschonend und zum wirtschaftlichen Vorteil der Regionen kultiviert. Pein forderte außerdem eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Äpfeln in Apfelsäften. Bei Bioapfelsäften sei diese Forderung bereits umgesetzt.

Klimawandel und schrumpfende Anbauflächen

Die Teuerungen würde die Lage der Bauern weiter verschärfen, seit Jahren setze der heimischen Obstproduktion bereits der Klimawandel zu, hieß es weiter. In den vergangenen sechs Jahren habe es nur zwei Normalernten gegeben, dazu zähle auch die heurige.

„Die immer häufiger und massiver auftretenden klimabedingten Schäden mit den damit verbundenen Ertrags- sowie Einnahmensschwankungen und die extrem volatilen Märkte sind die zwei größten Herausforderungen der heimischen Obstproduzenten“, sagte Manfred Kohlfürst, Präsident des steirischen und österreichischen Erwerbsobstbau-Verbandes, „das macht das erforderliche Planen für die Betriebe so schwierig.“ Kohlfürst sprach sich auch gegen wettbewerbsverzerrende Maßnahmen in der EU-Förderpolitik aus, die die heimische Obstproduktion benachteiligen würden. Das Zusammenwirken dieser Faktoren habe die Tafelapfel-Anbaufläche in den vergangenen fünf Jahren um rund 15 Prozent sinken lassen, sagte er.

450 Hektar für neue Sorten

Obstbaupräsident Manfred Kohlfürst: Mit neuen Sorten in die Zukunft. Neben dem Schutz vor Frost und Trockenheit setzen die heimischen Obstbauern auch auf Hagelschutznetze, die auch gegen Hitzeschäden wirken – allein von Mitte Juli bis 20. August gab es im Obstbaugebiet zahlreiche Tropentage mit über 30 Grad Celsius und kaum Niederschlag. „Neuanlagen errichten die Obstbauern so gut wie immer mit Hagelschutznetz und Bewässerung, soweit möglich“, sagte Kohlfürst, der auch neue steirische Sorten wie „Jazz“, „Tessa“ oder „SweeTango“ bewarb, die derzeit auf knapp zehn Prozent oder etwa 450 Hektar der steirischen Apfelkulturen angebaut werden.