Mit einem Aushang am Fenster sucht ein Restaurant Mitarbeiter.
APA/dpa/Boris Roessler
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WIRTSCHAFT

Experte: Junge Arbeitskräfte wollen Freizeit

Der Trend zu mehr Freizeit und die Bevölkerungsentwicklung mit Hinblick etwa auf die Pensionierungswelle geburtenstarker Jahrgänge forcieren den Arbeitskräftemangel. Ökonom Eric Kirschner rät Unternehmen, ihr Angebot zu drosseln und so Freizeitmöglichkeiten zu schaffen.

Derzeit sind 20.400 offene Stellen in der Steiermark beim AMS gemeldet, gleichzeitig ist der Personalmangel in allen Branchen groß – und geht es nach der Bevölkerungsentwicklung, wird das Problem bald größer, denn geburtenstarke Jahrgänge stehen jetzt vor der Pensionierung; dazu kommt die Pandemie, die das Verhältnis zur Arbeit bei vielen Steirerinnen und Steirern geändert hat.

Karriere nicht mehr so wichtig

Viele – vor allem junge – Steirerinnen und Steirer sehen den Sinn in Vollzeitarbeit bei wenig Freizeit nicht mehr, vor allem weil Wohnraumschaffung kaum mehr leistbar ist – Karriere ist für viele nicht mehr wichtig. Hier müsse man ansetzen, so Eric Kirschner vom Institut für Wirtschafts- und Innovationsforschung am Joanneum Research.

„Es gibt unterschiedliche Strategien. Was immer wichtiger wird, ist eine sinnstiftende Arbeit: Junge Leute wollen mit ihrer Arbeit etwas bewegen, beispielweise einen sichtbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das ist etwas, wenn man kommuniziert, wo man junge Leute aktivieren und motivieren kann“, so Kirschner.

„Umfeld muss passen“

Allgemein für alle Branchen gelte, so Kirschner: „Das Arbeitsumfeld muss passen. Die Lehrwerkstätten müssen entsprechend ausgestattet sein, und die Unternehmen müssen in den Betrieben Bildung, Ausbildung und Qualifizierung kontinuierlich weiterentwickeln.“

Mögliche Lösung: Angebot zurückfahren

Zuletzt habe man etwa Studien für das Wirtschaftsministerium im Bereich Tourismus erstellt. Die Lösung liege oft im Zurückfahren des Angebots, so der Experte: „Kleinere Speisekarten, dafür öfter wechseln. Auch wirklich zwei oder drei Tage zusperren, damit die Ruhephasen da sind. Wenn man das macht, dann haben wir die Erfahrung gemacht, dass es dann wirklich sehr gut gelingt, Personal zu bekommen und dann auch zu halten.“

Durch die anstehende Pensionswelle sei es auch wichtig, Menschen länger in Arbeit zu halten, also auch das Pensionsantrittsalter zu erhöhen, sagt Kirschner, Arbeitslose verstärkt wieder in Arbeit und Frauen von Teilzeit- zu Vollzeitstellen zu bringen.