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ORF.at/Dominique Hammer
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Wirtschaft

Experten: „Strompreisbremse“ treffsicherer machen

Die Bundesregierung hat sich auf ein Modell der „Strompreisbremse“ geeinigt. In einer ersten Reaktion fordern steirische Experten mehr Treffsicherheit und Gerechtigkeit für alle Haushalte ein.

Laut Informationen der Bundesregierung wird jeder Haushalt für jenen Anteil am Stromverbrauch, der 80 Prozent des durchschnittlichen Vorjahresverbrauchs eines österreichischen Haushaltes entspricht, einen geringeren Strompreis zahlen. Die Grenze soll bei 2.900 Kilowattstunden (kWh) liegen. Für alles darüber muss der aktuelle Marktpreis bezahlt werden – mehr dazu in Erste Details zur „Strompreisbremse“ (news.ORF.at).

Planbarkeit wichtig

Birgit Bednar-Friedl, Ökonomin an der Uni Graz, spricht grundsätzlich von einer guten Idee, weil sie zum Energiesparen anregen würde – schwierig sei aber der Umstand, dass jedem Haushalt das gleiche Kontingent zugesprochen wird, da mit der Haushaltsgröße der Energieverbrauch zunimmt.

„Es wäre gut, nicht nur anzukündigen, ja, es wird dann auch einen weiteren Ausgleich geben, sondern wenn es gleich die Information gibt, wie das dann später aussehen wird. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass im Moment schnelle Hilfe wichtig ist und vielleicht wichtiger als die totale Treffsicherheit, aber zu wissen, wie es weitergeht, ist für die Planbarkeit wirklich wichtig und erleichtert auch im Kopf die Belastung, die die Haushalte im Moment spüren“, so Bednar-Friedl.

„Grenze etwas zu hoch angesetzt“

Für Karl Steininger vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel sei es schwierig, aufgrund fehlender Daten Staffelungen vorzunehmen – die momentane Grenze von momentan 2.900 kWh je Haushalt sei aber zu hoch angesetzt: „Nimmt man diese Größe zu groß, hat man zu wenig Anreiz für die meisten Haushalte, weil aller Strom abgedeckt ist, nimmt man sie zu klein, trifft man sozial Schwächere stärker. Man hätte hier vielleicht noch ein bisschen heruntergehen können in dieser Definition der Grenze, um den Anreiz des Einsparens wirklich aufrecht zu erhalten.“

In einem zweiten Schritt sollen genau diese Staffelungen eingeführt werden. Bednar-Friedl würde zwischen Ein- oder Zwei-Personen-Haushalten und Haushalten mit Kindern differenzieren; wie viele Staffelungen es tatsächlich braucht, müsse man sich anschauen.

Aufklärung und Information

Die Ökonomin spricht sich aber auch für eine Aufklärungskampagne, wie man den Energieverbrauch reduzieren kann, aus; außerdem sollten Stromkunden laufend informiert werden, wie viel Strom sie täglich bzw. monatlich verbrauchen: „Es gibt ja so Smart-Meter-Systeme, die manche Haushalte eh schon installiert haben, die quasi auf ihr Mobiltelefon die Information bekommen, wie ist jetzt der aktuelle Stromverbrauch in meinem Haushalt, aber dieses Feedback muss möglichst rasch da sein.“ Umfassende Angebote dazu würde es von Energieberatungsstellen bereits geben, so Bedmar-Friedl.

Opposition und Länder mit Kritik

Auch die Arbeiterkammer (AK) begrüßt das Modell der „Strompreisbremse“. Wichtig wäre der AK aber eine zusätzliche Unterstützung für einkommensschwache Haushalte. „Zu spät, zu wenig“, beurteilte hingegen die SPÖ die „Strompreisbremse“. Scharfe Kritik kam auch von der FPÖ: Die Maßnahme sei ein „Betrug an den Österreichern“, meinte FPÖ-Chef Herbert Kickl – mehr dazu in Opposition und Länder mit Kritik (news.ORF.at).

Gaspreis steigt, Euro auf Tiefstand

Allerorten schnüren Regierungen Hilfspakete gegen die hohen Energiepreise, doch kommt man kaum nach. Der Lieferstopp durch die Gaspipeline „Nord Stream 1“ verschärfte die Lage am Montag erneut, der Gaspreis schnellte um rund 30 Prozent in die Höhe. Der Euro war hingegen auf dem niedrigsten Niveau seit 20 Jahren – mehr dazu in Gaspreis steigt, Euro auf Tiefstand (news.ORF.at).