Extremismusbericht
ORF
ORF
Chronik

Extremismus: Neue Studie belegt starke Zunahme

Extreme Denkweisen und Handlungen sind offenbar auf dem Vormarsch – darauf weist eine neue Extremismusstudie hin, die das Land gemeinsam mit der Stadt Graz erstmals in Österreich in Auftrag gegeben haben.

Auf rund 100 Seiten listet der Extremismus-Bericht die vielen Formen und Schattierungen von extremistischem Denken auf, wie es im Internet, mittels Schmierereien auf Hauswänden oder in Form von Gewaltbereitschaft auf der Straße zu Tage tritt.

„Was wir merken, ist, dass die CoV-Pandemie und die Teuerungswelle mit der Inflation die extremistischen Strömungen befeuert und eine Einheit bildet, dass nämlich Antifeminismus, Homophobie und Antisemitismus in allen extremistischen Strömungen vertreten sind“, sagt Daniela Grabovac von der Extremismuspräventionsstelle Steiermark.

Flucht in vermeintlich sichere Wahrheiten

Menschen seien verunsichert, sagen die Autoren der Studie, das Vertrauen in die Politik fehle oftmals auch – was folge, sei die Flucht in vermeintlich sichere Wahrheiten, so der Zeithistoriker Helmut Konrad: „Man ist stärker auf der Suche nach einfachen Erklärungsmodellen, auf der Suche nach Feindbildern, nach den ganz einfachen Sachen. Bill Gates wird dann zum Juden gemacht, dann hat man Weltverschwörungstheorien dahinter, denn irgendwer muss ja schuld sein, dass es uns jetzt so krisenhaft trifft.“

Studie zu Extremismus

Laut einer neuen Studie nehmen extreme Denkweisen und Handlungen stark zu. Das Land Steiermark hat dazu gemeinsam mit der Stadt Graz eine Studie in Auftrag gegeben. Demnach gibt es immer vielschichtigere Formen von Extremismus, nicht zuletzt auch als Folge der vielen Krisen unserer Zeit.

Dies wiederum werde auch von ideologischen Brandstiftern ausgenutzt. Man müsse aber die dahinter stehende Gefühlslage der Menschen ernst nehmen: „Der Pessimismus ist ganz massiv gestiegen, und zwar so massiv, wie es bisher noch nie gemessen oder beobachtet wurde“, sagt der Politologe Heinz Wassermann von der FH Joanneum.

Politik will hinschauen statt wegsehen

Die Politik, Auftraggeber der Studie, will hinschauen statt wegsehen, Maßnahmen im Sozialbereich forcieren, aber auch mit der Justiz noch stärker zusammenarbeiten, so Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ): „Das heißt, wir werden auch mit den Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten, wir werden das verstärken, damit die Steirerinnen und Steirer wirklich sicher sein können, wir unternehmen alles, damit extremistische Strömungen in der Steiermark gar nicht erst vorhanden sind.“

Die Verfasser der Studie fordern auch wirksamere gesetzliche Regelungen gegen die wissentliche Verbreitung falscher Tatsachen. In der Steiermark sollen Meldesysteme gegen Hass und Extremismus ausgebaut werden, geplant ist auch der Ausbau flächendeckender Anlauf- und Beratungsstellen.