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Graz: Neue Beweise bei Wettbetrugsprozess

Der Prozess um Wettbetrug in der Fußball-Regionalliga Ost ist am Dienstag in Graz mit überraschenden Ergebnissen in den zweiten Verhandlungstag gegangen: Demnach dürften die durch Betrug erzielten Wettgewinne deutlich höher sein als angenommen.

Allein bei einem Freundschaftsspiel sollen manche der Angeklagten zusammen 32.000 Euro Nettogewinn (abzüglich des Wetteinsatzes, Anm.) erzielt haben. Es wurde nachweislich aber auch bei vielen anderen Wettanbietern gesetzt. Diese Zahlungsflüsse müssen allerdings erst untersucht werden, berichtete der zuständige Ermittler.

Spiele manipuliert:

Insgesamt stehen zwölf Beschuldigte seit Montag in Graz vor Gericht. Sie sollen mit drei weiteren Beschuldigten, die teils untergetaucht sind, 19 Spiele zwischen März 2019 und September 2021 manipuliert und darauf gewettet haben. Betroffen sind vor allem Spieler der Regionalliga Ost, aber auch Matches der Wiener Liga und der Burgenland Liga, ein ÖFB-Cupspiel und ein Freundschaftsspiel.

Neuen Erkenntnissen zufolge dürften die Angeklagten nicht nur mit Accounts auf ihre eigenen Namen lautend gewettet haben, sondern auch zahlreiche Fremdaccounts genutzt haben. Bei dem untergetauchten Drahtzieher und seinem Sohn seien es 90 bis 100 Accounts, rechnete der Ermittler vor. Diesen ersten Bericht über die Geldflüsse bei einem einzigen Wettanbieter brachte der Kriminalbeamte zu seiner Zeugenbefragung mit und legte ihn somit erst am Dienstag vor.

Zahlen nur „Spitze des Eisbergs“

Die Verteidiger zeigten sich überrascht und wollten eine Verlesung des Inhalts verhindern. Da der Ermittler aber versicherte, dass es exakt die 19 angeklagten Spiele betrifft und auch genaue Schadenshöhen dadurch ermittelt werden können, begann der Richter mit der Verlesung des mehrere Seiten umfassenden Berichts des Ermittlers.

Mit den neuen Erkenntnissen könnte sich bestätigen, was der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer am Montag angekündigt hatte: Die Zahlen in der vorliegenden Anklage dürfte nur die „Spitze des Eisbergs“ sein. Der Kriminalbeamte sagte zu, auch die Zahlungsflüsse bei anderen Wettanbietern zu überprüfen.

Wetteinsätze bei 40.000 Euro und mehr

Aufgeflogen seien die Verdächtigen übrigens durch einen Whistleblower, der wohl aus dem asiatischen Raum stammen dürfte. Dieser teilte der Polizei per Mail mit, dass sich eine „österreichisch-slowenisch-ungarische Tätergruppe“ gebildet habe, die in Europa Fußballspiele manipuliere. In weiteren Nachrichten übersendete der Informant auch Audio-Dateien vom untergetauchten Drahtzieher – Spitzname „Joschi“.

Aus denen geht hervor, wie er von „guten Spielern“ bei Matches spricht, mit denen offenbar manipuliert werden könne. Wetteinsätze könnten den sichergestellten Chats zufolge bei 40.000 Euro oder noch mehr gelegen sein. Die „Bezahlung“ für die manipulierenden Spieler lag teils bei mehreren Tausend Euro.

Prozessfortsetzung am Mittwoch

Die meisten der Beschuldigten zeigten sich bisher großteils geständig, manche stritten ihre Beteiligung aber auch ab. Der Prozess wird am Mittwoch sowie kommende Woche Montag und Dienstag fortgesetzt.