Pensionisten sitzen auf Parkbank
APA/BARBARA GINDL
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Politik

Pensionisten fordern steuerfreies Dazuverdienen

Die hohe Teuerungsrate zwingt viele dazu, sich mit einem Nebenjob etwas dazuzuverdienen. So fordern nun auch Seniorenvertreter, Pensionisten, die wieder arbeiten wollen, auf den Arbeitsmarkt zurückzuholen – allerdings steuerfrei. Ökonomen sind gespalten.

Wer sich in der Pension etwas dazuverdient, hat die Rechnung oft ohne das Finanzamt gemacht, denn am Jahresende werden Pensions- und Zusatzeinkommen (auch geringfügige) in einen Steuertopf geworfen – und so bleibt vom Zuverdienst oft wenig übrig.

Steuerbefreiung bei Zuverdienst als Lösung

Viele würden das zusätzliche Geld aber gerade jetzt, wegen der Teuerung, dringend brauchen, sagte Klaus Stanzer, Präsident des Seniorenverbandes Steiermark: „Da kommt ja noch dazu, dass die Menschen, die einen hohen Erfahrungsschatz haben, sich geistig noch weiterbeschäftigen möchten und vor allem auch mit Leuten in Kontakt kommen wollen.“

Stanzer forderte von der Politik als Ideallösung eine Steuerbefreiung oder zumindest eine steuerliche Verbesserung für Pensionisten, die in der Pension etwas dazuverdienen möchten – das würde finanzielle Erleichterung bringen.

Zuverdienst aktuell eher „altersdiskriminierend“

Der Obmann des ÖVP-Seniorenbundes Steiermark, Gregor Hammerl, bezeichnete die Situation für Pensionisten, die etwas dazuverdienen möchten, als „altersdiskriminierend“. Die Situation sei absurd, sagte Hammerl, „dass man das auch noch dahingehend behindert, dass man noch einen Pensionsbeitrag zahlt, obwohl sie schon in Pension sind. Die Wirtschaft braucht erfahrene Frauen und Männer – auch älteren Jahrgangs –, die ihre Erfahrung einbringen können.“

Viele Pensionisten mit Erfahrung wollen arbeiten

Der Seniorenbund-Obmann forderte, diesen Beitrag zu streichen, sowie niedrigere Steuersätze oder überhaupt keine Besteuerung von Zusatzeinkommen in der Pension. Viele Pensionisten, so Hammerl, hätten Berufserfahrung im Pflege- oder im Handwerkesbereich und würden dort gerne wieder geringfügig arbeiten. Mit Steuererleichterungen und Werbeaktionen des Landes würden jährlich mindestens 1.000 Pensionistinnen und Pensionisten wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehren, schätzte Hammerl.

Ökonomen sind unterschiedlicher Meinung

Jörn Kleinert, Volkswirt an der Uni Graz, kann der Idee durchaus etwas abgewinnen: Der Fachkräftemangel ziehe sich durch alle Branchen, helfende Hände seien überall und immer gebraucht. „Wenn die Idee ist, ältere Leute wieder in den Arbeitsmarkt zu bekommen, ist das etwas, was am Arbeitsmarkt sicher positiv aufgenommen wird. Den Anreiz dafür zu schaffen, dazu kann eine Steuersenkung sicher beitragen“, so Kleinert.

Pensionisten fordern steuerfreien Zuverdienst

Die hohe Teuerungsrate zwingt viele dazu, sich mit einem Nebenjob etwas dazuzuverdienen. So fordern nun auch Seniorenvertreter, Pensionisten, die wieder arbeiten wollen, auf den Arbeitsmarkt zurückzuholen – allerdings steuerfrei. Ökonomen sind gespalten.

Franz Prettenthaler von Joanneum Research ist anderer Meinung – aus Fairnessgründen, wie er sagte: „Wenn man jetzt eine Gruppe ausnimmt, dann würden zu Recht junge Arbeiter oder Lehrlinge sagen, warum soll ich jetzt Steuern zahlen und die Pensionisten müssen es nicht tun?“ Höhere Geringfügigkeitsgrenzen wären möglich, würden aber langfristig wenig bringen, so Prettenthaler.

Länger arbeiten

Laut Volkswirt Kleinert gibt es Studien, wonach die Lebenserwartung von jetzt Neugeborenen bei 100 Jahren liegt. Die Sozialsysteme müssten langfristig dem demografischen Wandel angepasst werden – demnach werden die Menschen künftig wohl länger als bisher im Arbeitsleben sein: „Diese ganze Idee, wir lassen die Sozialsysteme, wie sie sind, und reagieren überhaupt nicht auf diesen fantastischen demografischen Wandel, das halte ich für nicht durchhaltbar und auch nicht im Sinne des Arbeitnehmers – es gibt genug Leute, denen davor graut, mit 65 Schluss machen zu müssen“, so Kleinert.

Ausbau der Altersteilzeit

Arbeiten bis zum 70. Lebensjahr wäre – abhängig von der Berufsgruppe und dem Gesundheitszustand – für viele, die jetzt in den Bereich des Ruhestands kommen, durchaus vorstellbar, sagt der Volkswirt weiter. Dieser Meinung kann sich auch Franz Prettenthaler von Joanneum Research anschließen: Er schlägt bei einem späteren Pensionsantritt den Ausbau von Altersteilzeitmodellen vor.

„Das ist ein gutes Modell, weil es auch die Kosten für das Unternehmen etwas abmildert, weil üblicherweise Menschen, die kurz vor der Pension stehen, sehr teuer sind.“ Der Vorteil der Altersteilzeit liegt für Prettenthaler darin, dass die öffentliche Hand einen Teil dieser Kosten trägt und damit nicht in die Fairness der Einkommensbesteuerung eingegriffen wird.