steirischer herbst 2022
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Kultur

Steirischer herbst: „Ein Krieg in der Ferne“

Am Donnerstag wird der steirische herbst eröffnet und die Realität hat ihm heuer unerwartete Aktualität verliehen: Das Motto „Ein Krieg in der Ferne“ ist näher gerückt, als bei der – ein Jahr zurückliegenden – Themenwahl vorhersehbar war.

Im Zuge der Eröffnung am Donnerstag erinnert Raed Yassin mit einer Puppenparade vom Hauptplatz ins Joanneumsviertel an den libanesischen Bürgerkrieg: „The Theatricality of a Postponed Death“ ist eine Arbeit aus den 80er-Jahren, die in Beirut entstand. In der Neuen Galerie wird dann die Ausstellung „Ein Krieg in der Ferne“ eröffnet, gleichzeitig beginnt ebendort die Dauerperformance „Margit, Maya and Vanessa“ von Augustas Serapinas, die zwischenmenschliches Handeln zu Kriegszeiten thematisiert. Den Abschluss des Eröffnungstages bildet die Premiere von Ming Wongs „Rhapsody in Yellow: A Lecture-Performance with Two Pianos“ in der Helmut List-Halle.

Veranstaltungstipp:

Der steirische herbst findet heuer vom 22. September bis zum 16. Oktober statt.

Kriegerische Auseinandersetzungen im Bild

Bereits im Vorfeld des Festivals hatte es eine Ausstellung mit Filmen von ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern gegeben, die nun nochmals gezeigt werden sollen – mehr dazu in Ukrainische Künstler beleuchten den Krieg (4.7.2022). Im Fokus des herbstes steht aber die großangelegte Schau in der Neuen Galerie, die in beiden Flügeln zu sehen sein wird; dafür werde sogar der historische Eingang wieder geöffnet, beschrieb es der Leiter der Neuen Galerie, Peter Peer.

Präsentiert werden vor allem Werke aus dem Bereich der narrativen und figurativen Malerei. „Es ist aber keine rein historische Ausstellung“, betonte Degot, die die Schau mitkuratiert hat. Viele Werke werden zum ersten Mal zu sehen sein. Allen ist gemeinsam, dass sie in irgendeiner Form auf den Krieg verweisen, aber auch verdrängte Gewalt- und Konfliktsituationen thematisieren. Die Ausstellung ist in Kapitel gegliedert und zeigt auch Konflikte der österreichischen Geschichte wie Auswirkungen von Grenzverschiebungen durch verlorene Kriege, Kolonialismus oder auch das Drama der Klassenkämpfe.

„Harun Farocki gegen den Krieg“

Das Forum Stadtpark zeigt zum herbst-Thema „Harun Farocki gegen den Krieg“, eine Ausstellung mit Arbeiten des Filmemachers, der sich immer wieder gegen die Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts positioniert hat. Die Schau, die auch weniger bekannte Werke enthält, wird ergänzt durch Fotografien von Armin Linke, die sich in Farockis Bibliothek befunden hatten. Dazu finden Artist Talks und Diskussionsrunden statt.

Uraufführungen am Eröffnungswochenende

Zu den Uraufführungen während des Eröffnungswochenendes zählt auch die Performance „Noli me tangere: A Happening for Herz-Jesu“ von Boris Charmatz. Das Theater im Bahnhof bringt „Palais Schloßberg: Unterirdische Träume werden wahr – in Graz!“, und Boris Nikitin thematisiert in einem Soloformat seine eigene Familiengeschichte: „Magda Toffler: Versuch über das Schweigen“ erzählt von seiner Großmutter, die die Familiengeschichte bis zum Tod selbst ihren Töchtern verschwieg.

Das Literaturfestival „Out of Joint“ wechselt heuer die Perspektive und blickt mit „Wer wir waren?“ von der Zukunft aus auf die Gegenwart. Mit dem musikprotokoll stehen von 6. bis 10. Oktober unter dem Titel „Whodentity“ zahlreiche Uraufführungen, die sich mit Fragen der Identität beschäftigen, aus dem Programm. Und die Herbstbar lädt heuer im Feinkostgeschäft Mild zum entspannten Ausklang oder weiterführenden Diskussionen in privatem Rahmen ein.