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Wirtschaft

Zahl der Firmenpleiten stark gestiegen

Die Zahl der Firmen- und Privatpleiten ist im heurigen Jahr bundesweit um mehr als 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Kreditschutzvereins KSV. In der Steiermark gab es mit einem Plus von fast 58 Prozent den geringsten Zuwachs.

Österreichweit wurden heuer bisher knapp 3.500 Firmenpleiten verzeichnet, 375 davon in der Steiermark, wie eine aktuelle Hochrechnung des KSV für die ersten drei Quartale zeigt. Das sind steiermarkweit um 59 Insolvenzfälle weniger als im Jahr 2019, aber um gut die Hälfte mehr als im Vorjahr.

Passiva um fast 90 Prozent höher

Für Rene Jonke, Leiter des KSV1870 in Graz, kommt der Anstieg nicht sehr überraschend:„Anhaltende Kostenexplosionen, gravierende Lieferengpässe und die schwierige Suche nach Personal sind nur einige wenige Faktoren, warum sich die wirtschaftliche Gesamtsituation zuletzt verschlechtert hat."

Das schlägt sich auch bei den geschätzten Passiva nieder, die sich um fast 90 Prozent auf 183 Mio. Euro erhöht haben. Die bis dato größte Firmenpleite betraf die A. Hausmann GmbH in Bruck an der Mur mit Passiva in der Höhe von 26,2 Mio. Euro. Die Insolvenz der Intellic GmbH schlug sich mit Verbindlichkeiten in der Höhe von 11,4 Mio. Euro nieder. Die Zahl der von Pleiten betroffenen Dienstnehmer ist im Vergleich zum Vorjahr um die rund Hälfte auf 1.382 Personen angewachsen.

Vor allem Handel und Bauwesen betroffen

Besonders von Pleiten betroffen waren in diesem Jahr bisher die Branchen Handel, Bauwirtschaft und Tourismus – sie machten zusammen knapp die Hälfte aller steirischen Insolvenzen aus. Allein im Handel hat sich die Zahl der Insolvenzen gegenüber dem Vorjahr um 47 Prozent erhöht. Getrieben vom Einzelhandel verzeichnet die Handelsbranche damit schon jetzt mehr Pleiten als 2021.
Bis Ende 2022 rechnet der KSV mit ungefähr 500 Insolvenzen, womit sich deren Zahl stetig dem Vorkrisenniveau nähert.

Auch deutlich mehr Privatkonkurse

Einen Anstieg gibt es auch bei der Zahl der Privatkonkurse. Laut KSV wurden heuer bisher 845 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt die Steiermark bundesweit an dritter Stelle im Bundesländervergleich. Auch die vorläufigen Passiva haben sich um etwas mehr als 63 Prozent erhöht – und zwar auf 139 Mio. Euro. Das bedeutet, dass Privatpersonen im Jahr 2022 bislang mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von 164.500 Euro Konkurs angemeldet haben. „Im Privatkonkurs ist der aktuelle Anstieg vor allem auf die Insolvenznovelle des Vorjahres zurückzuführen, die deutliche Erleichterungen – wie eine verkürzte Entschuldungsdauer für Schuldner – gebracht hat. Wenn man etwas in die Zukunft blickt, werden aber auch die explodierenden Kosten in nahezu allen Lebenslagen Auswirkungen haben“, erläutert Jonke.