Eine bis auf den letzten Platz besetzte Kirche wie am Sonntagvormittag in Hausmannstätten ist inzwischen alles andere als üblich: Pfarrer Josef Wilfing feiert sein 25-jähriges Jubiläum, Kinder spielen vor dem Altar, die 99-jährige Mutter sitzt stolz in der ersten Reihe.
„Hoffe, dass meine Nachfolge eine Pfarrerin sein wird“
Der Pfarrer selbst ist offenbar ein kritischer Geist und das spricht der Gastprediger gleich an: „Ich erinnere mich noch gut an die Begegnung mit ihm in der Grazer Innenstadt: Ich weiß noch genau, das war am Tummelplatz, wo er zu mir sagte: Wann wird denn endlich diese heilige Kuh namens Zölibat geschlachtet? Immer noch müssen Priester, wenn sie sich zur Liebe bekennen, ihr Priesteramt verlassen“, so Walter Drexler, ehemaliger Priester und Religionslehrer.
Doch nicht nur das Zölibat ist dem Hausmannstättener Pfarrer offenbar ein Dorn im Auge, der angesprochen auf den Wunsch von Gläubigen, weitere 25 Jahre zu bleiben, meint: „Ich hoffe, dass meine Nachfolge eine Pfarrerin sein wird!“
Viele wollen Ende des Zölibats
Diese Vorstellung kommt bei den GottesdienstbesucherInnen unterschiedlich an. Doch die Forderung, dass Priester heiraten dürfen sollen, stößt auf großes Verständnis. Doch was sagt die Mutter dazu – hätte der eigene Sohn und Priester heiraten sollen? „Na, jetzt ist er ja schon alt“, schmunzelt sie.