Adipositas
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Gesundheit

„Bewusst gesund“: Risiko Adipositas

Fast jede fünfte Person in der Steiermark leidet an Adipositas, also krankhaftem Übergewicht. Neben bereits bestehenden Eingriffen wie dem Verkleinern des Magens sollen künftig neue Therapieformen beim Abnehmen helfen.

Im ORF „bewusst gesund“-Schwerpunkt geht es diese Woche um das Thema Risiko Übergewicht. Die Zahl der an Adipositas leidenden Personen hat sich in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdreifacht. Heute ist beinahe jede fünfte Person in der Steiermark von Fettleibigkeit betroffen. Neue Therapien können schwere Folgeerkrankungen verzögern oder gar verhindern.

Gewichtsreduktion mit ärztlicher Unterstützung

Rund 20 Prozent der Bevölkerung leiden an Übergewicht, das krankhaft ist und krank macht. Folgeerkrankungen sind da meist unvermeidbar – angefangen bei Bluthochdruck, Blutfetterhöhungen und Diabetes führt Adipositas in fernerer Folge auch bis zum Herzinfarkt, Schlaganfall oder Erkrankungen der großen Beingefäße, erklärt Hermann Toplak, Internist und Stoffwechselexperte an der Meduni Graz.

Eine starke Gewichtsreduktion braucht zumeist ärztliche Unterstützung. Lange galt ein chirurgischer Eingriff – die Verkleinerung des Magens – als einzige effiziente Methode zur Gewichtsreduktion. Mit Medikamenten kann beinahe schon dieselbe Wirkung erzielt werden.

Geburt des Enkels als persönliche Wende

Heidi Mußbacher ist 54 Jahre alt und kann heute vieles, was ihr lange Zeit unmöglich war. Von ursprünglich 106 Kilogramm Körpergewicht nahm sie mithilfe einer Magenoperation 52 Kilogramm ab. Ihre Lebensqualität sei im Gegensatz zu früher eins zu hundert, sagt sie.

Heidi Mußbacher
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Vieles war für Heidi Mußbacher früher unmöglich, daran erinnern heute nur mehr Fotos

Die Geburt ihres ersten Enkels vor anderthalb Jahren war für die Grazerin die Wende. Springen, Stiegen steigen und mit den Enkelkindern herumtollen – die Operation ermöglichte nicht nur ein neues Lebensgefühl, sie konnte auch Tabletten, die sie 15 Jahre gegen ihren hohen Blutdruck genommen hatte, absetzen.

Sucht des Essens sitzt im Hirn

„Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass fast alle vererbten Faktoren, die zur Fettleibigkeit führen, im Hirn sitzen“, sagt Hermann Toplak. Deswegen brauche man eine Kombination von zwei bewährten Medikamenten, einem Antidepressivum und einem Mittel aus der Suchtmedizin, um die Sucht des Essens wegzunehmen.

Neu seien Substanzen, die einmal pro Woche unter die Haut gespritzt werden. Laut Toplak habe man Produkte in der Entwicklung, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen sollen. Sie sollen bis zu 20 Prozent des Körpergewichts reduzieren – ein Bereich, den bislang nur die Chirurgie erreicht hat.

Innere Ruhe, ohne zu essen

Egal ob Medikamente oder eine Operation. Den Lebensstil und die Gewohnheiten dauerhaft zu ändern ist unabdingbar, um langfristig gesund zu bleiben. „Jeder Mensch muss für sich einen Weg finden, wie er sich zur Ruhe bringen kann, ohne zu essen“, erklärt Hermann Toplak. Manche Patientinnen und Patienten nutzen Musik oder Stricken als Bewältigungsmechanismen, man müsse im Endeffekt aber selbst finden, was wirkt.

Heidi Mußbacher
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Mit ihren Enkelkindern kann Heidi Mußbacher nun wieder spielen

Für Heidi Mußbacher war es ein langer, harter Weg zu mehr Wohlbefinden. Ihre Magen OP wurde von der Krankenkasse bezahlt. Die Kosten für Medikamente werden nicht zur Gänze übernommen, obwohl Adipositas von der Weltgesundheitsorganisation längt als chronische Erkrankung eingestuft wird.