Olga Suppan
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Chronik

Grazerin als Ärztin im Ukraine-Krieg im Einsatz

Seit Monaten herrscht in der Ukraine Krieg. „Helden sterben nicht“ lautet seit der Maidan-Revolution ein Motto, mit der in der Ukraine der Toten gedacht wird – doch neben gefallenen Kriegshelden gibt es viele stille Helden, wie etwa die Grazer Ärztin Olga Suppan.

Zu den stillen Helden des Krieges in der Ukraine zählen Sanitäter, Ärzte, Krankenschwestern, Fahrer und Mitarbeiter von Rettungsdiensten, die Zivilisten und Soldaten evakuieren, die etwa durch Artilleriebeschuss verletzt wurden. Unterstützt wird dieses Personal vielfach durch Freiwillige aus aller Herrn Länder. Ein Beispiel ist die Grazerin Olga Suppan: Sie wurde in Kiew geboren, ist mit einem Steirer verheiratet und lebt und arbeitet seit vielen Jahren in einem Spital in Graz.

Olga Suppan und ihr Kollege im Rettungswagen
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Olga Suppan ist Anästhesistin. Sie war bereits zwei Mal während eines unbezahlten Urlaubs im Raum der Stadt Bachmut an der Frontlinie in der Ostukraine im Einsatz, um die lokalen Krankenhäuser bei der Rettung von verwundeten Zivilisten und Soldaten zu unterstützen.

Hilfe ist Wettlauf gegen die Zeit

Zuletzt war die 48-Jährige gemeinsam mit dem ukrainischen Chirurgen Andrij im Einsatz: Dabei ging es um den Transport eines Verwundeten vom Militärspital in Bachmut zur Behandlung ins sicherere Hinterland. Der Mann wurde vermutlich von einem Granatsplitter unter dem Ohr getroffen, der im Kopf stecken blieb – der Transport sei ein Wettlauf gegen die Zeit gewesen; er habe sehr stark geblutet.

Ärztin an der Front

Olga Suppan wurde in Kiew geboren, ist mit einem Steirer verheiratet und lebt und arbeitet seit vielen Jahren in einem Spital in Graz. Die Anästhesistin war nun zum zweiten Mal während eines unbezahlten Urlaubs in der Ukraine bei der Frontlinie im Einsatz.

Medikamente aus Österreich mitgebracht

In halsbrecherischer Fahrt ging es mit Blaulicht über aller Kontrollposten aus der Stadt hinaus. Wie sich wenig später zeigte, gelang es im Krankenhaus in Bachmut nicht, die Blutung zu stoppen – Andrij versuchte es mit den Händen. Für das Überleben des Soldaten galt es auch, den Blutdruck zu stabilisieren – Olga nutzte dafür Medikamente, die sie aus Österreich mitgebracht hat. „Ein Schlafmittel, das gleichzeitig auch ein Schmerzmittel ist, dass er schläft, und es wirkt auch sehr gut auf den Blutdruck“, schildert die Ärztin.

Rettungsauto
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Höllenritt mit gutem Ausgang

Der Verletzte schaffte es lebend ins Krankenhaus in der Stadt Kramatorsk – dort endete Olgas Einsatz. Ihr Mann sah den Einsatz als riskant an: „Er hat gesagt ‚Bist du wahnsinnig?‘. Aber ich habe gesagt, dass ich fahren möchte. Anders könnte ich nicht.“

Die Reaktion des Partners sei aber nicht unverständlich, kommentiert ORF-Reporter Christian Wehrschütz, denn erst nach dem Höllenritt habe er vom Fahrer des Rettungsautos erfahren, dass man bei der Ausfahrt aus Bachmut von russischen Granatwerfern beschossen, aber zwei Mal verfehlt worden sei.